„Ich habe den Mount Everest und Gletscher bestiegen, und ich bin auch der Leiter eines Outdoor-Abenteuerunternehmens für Bergführer in Tibet, und jetzt führe ich auch jedes Jahr Teams an, die auf dem Shishapangma Grand Circuit wandern.“ Der gesprächige Tenzin zeigt auf eine Karte und spricht über seinen Plan für die diesjährige Expedition.
Tenzins Heimat liegt im Kreis Nyalam im Autonomen Gebiet Tibet. Es ist ein Ort, wo immer schneebedeckte Berge zu sehen sind, wie die Gipfel des Cho Oyu und Shishapangma – die Namen, welche die meisten Menschen nur aus Geographiebüchern kennen, sind für Tenzin ganz konkret die weißen Spitzen der Berge, die er von weitem aus seinem Fenster und in der Wildnis sehen kann.
2002 verließ Tenzin seine Heimatstadt und kam nach Lhasa, um Bergsteigen zu studieren. 2003 war Tenzin dann zum ersten Mal ein Führer einer Mount-Everest-Besteigung. Er war verantwortlich für die Unterstützung eines professionellen Bergsteigerteams beim Transport von Materialien und beim Straßenbau. Tenzin, der zum ersten Mal den Gipfel erklomm, hatte zwar den nötigen Ehrgeiz, aber es fehlte ihm an Erfahrung. Vom Basislager des Mount Everest bis zu einem weiteren Lager in Höhe von 6.500 Metern brauchen Bergsteiger normalerweise zwei Tage. Tenzin trug seine persönliche Ausrüstung und schaffte es trotzdem an nur einem Tag, aber die Höhenluft führte bei ihm im Lager zu Kopfschmerzen. Obwohl Tenzin durchhielt, entschied sich der Verantwortliche dann auf einer Höhe von etwa 8.300 Meter das Teammitglied abzulösen.
Tenzin war so frustriert, dass er danach 28 Wanderungen zwischen Lagern in Höhen zwischen etwa 7000 und 7500 Meter Höhe absolvierte, um zu trainieren.
Durch diese Erfahrungen hat Tenzin mehr über den Beruf des Bergführers gelernt: „Der Bergführer ist nicht für sich selbst da, um den Gipfel zu erreichen, sondern um die Sicherheit der Teammitglieder zu jeder Zeit zu gewährleisten.“
Tenzins Klettererfahrungen haben seinen Lebenslauf als professioneller Bergführer bereichert. „Später, als ich den Everest bestieg, war mein Herz ruhig, und das Erste, woran ich denken musste, war, wie ich den Gipfel erreichen und sicher absteigen können würde.“
2008 wurde die olympische Flamme auf den Mount Everest getragen und Tenzin nahm als Bergführer am Staffellauf teil. Als einer der Führer, der mit den Bedingungen am Gipfel am besten vertraut ist, war dies auch seine sechste Everest-Besteigung. „Wie viele Seile, wie viele Schneezapfen, wie viele Felsnägel... Ich kenne all diese Zahlen wie meine Westentasche, um den Everest zu besteigen.“ Tenzin sagt, er habe ein Bergsteigerbuch, in dem die Daten über die verschiedenen Vorräte, die für die Besteigung des verschneiten Berges benötigt werden, detailliert aufgezeichnet seien.
Angesichts seiner Erfahrungen dachte Tenzin irgendwann, mit seinen Ersparnissen, ein Outdoor-Abenteuer Unternehmen zu gründen, um seine Erfahrung mit anderen zu teilen, sodass mehr Leute die Freude am Bergsteigen fühlen können.
2012 eröffnete Tenzin schließlich sein erstes Outdoor-Abenteuer-Unternehmen. Er erklärt: „Wir sind Kletterführer und müssen auch daran denken, die neuen Bedürfnisse der Touristen zu erfüllen. Heutzutage sind die Menschen gelangweilt von den von Reisebüros arrangierten Routen, während professionelles Bergsteigen für gewöhnliche Menschen aber keine Option ist. Zwischen den beiden Arten von Projekten gibt es viele Outdoor-Trekking-Routen in Tibet, die die Menschen ausprobieren können. Damals gab es keine von Profis geführten Outdoor-Abenteuerteams auf dem Markt, und ich dachte, dass in diesem Geschäft eine Menge Potenzial steckt.“
Tenzin setzt auf Komfort: „Obwohl die Kunden zum Teil professionelle Grundkenntnisse haben, brauchen sie mehr Betreuung. Deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, die Bequemlichkeit und Sicherheit des Bergsteigens weiter zu erhöhen.“
Die Firma von Tenzin kann inzwischen jährlich 300 bis 400 Kunden betreuen. Der Umsatz kann mehrere Millionen Yuan RMB betragen. Über die Zukunft sagt Tenzin: „Ich bin überzeugt davon, dass die Touristen Tibet, Wandern und Bergsteigen lieben werden.“