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„Wann warst du das letzte Mal im Internetcafé?“ Auf diese Frage lautet die Antwort meistens „Vor länger als einem Jahr“ oder „Ich weiß es nicht!“. Noch vor zehn Jahren waren Internetcafés in China landesweit so gefragt, dass die Jugendlichen ohne Termin keinen freien Platz bekommen konnten. Aber jetzt ist der Begriff „Internetcafé“ für die ganze Gesellschaft fast schon zu einem Fremdwort geworden.
Chen Tao ist Besitzer eines Internetcafés. Er wisse nicht genau, ob er noch weiter in dieser Branche bleiben solle. „Ich betreibe dieses Geschäft seit fast 20 Jahren. Inzwischen habe ich mehrmals Computer-Upgrades gemacht und den Namen des Internetcafés auch geändert. Aber ich habe noch nie daran gedacht, aufzuhören. Wegen der Pandemie ist mir jetzt nicht klar, ob ich weiter machen soll. Ich fürchte wirklich, dass diese Branche zu einer Untergangsindustrie wird.“
Die COVID-19-Pandemie ist vielleicht nur ein zusätzlicher Grund für das Internetcafé-Sterben. Tatsächlich gehen bereits seit fünf Jahren immer weniger Jugendliche ins Internetcafé, da sie mit dem Handy all das machen können, was man vorher nur mit dem Computer konnte.
„Als ich mein Grundstudium begann, war dieses Internetcafé jeden Abend voll, und der Computerraum war überfüllt. Und es gab überhaupt keinen Sitzplatz, wenn ich spät hinging!“ Gao Wei, der an der Universität promoviert, erinnerte sich an die „goldene Zeit“ des Internetcafés. „Damals war die Internetgeschwindigkeit an der Uni nicht schnell, wenn wir online irgendwelche Materialien suchen wollten, konnten wir nur ins Internetcafé gehen. Manchmal trafen wir uns dort, um ein Online-Spiel gemeinsam zu spielen. Aber jetzt haben wir alle Smartphones und können jeder Zeit im Internet surfen.“
Statistiken zufolge gab es Ende April landesweit mehr als 120.000 Internetcafés, wobei allein im vergangenen Jahr knapp 30.000 geschlossen wurden.
Gibt es wirklich keinen Ausweg für Internetcafés? „Nicht unbedingt, aber es ist wirklich sehr schwer. Vor 15 Jahren hat das Internetcafé die einfache Computerspiel-Halle ersetzt und jetzt hat das MOBA-Spiel auf dem Handy gegen uns gewonnen. Man weißt immer nicht, was noch an Neuem kommt.“ Wang Lei ist auch Besitzer eines Internetcafés und er hat jetzt seine Räume wieder renoviert: „Man kann hier nun Kaffee trinken und in dieser Zone auch Live-Übertragungen von E-Sport sehen. Wir bieten noch einen Trainingsraum an, damit die Jugendlichen sich hier in Teams gemeinsam auf verschiedene E-Sportsarten vorbereiten können. Naja, man muss immer die neue Methode finden, die zu der Zeit passt.“