108 Erbeben-Kinder wachsen mit ganz speziellem Bewusstsein auf

2021-05-12 15:54:22

Am 12. Mai 2008 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Wenchuan in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Die Stadt Shifang war eines der am stärksten betroffenen Katastrophengebiete. Das Shifang City Maternal Hospital baute eine temporäre Entbindungsstation im Luohan-Tempel, einem tausend Jahre alten buddhistischen Tempel in der Stadt. Schwangere Frauen wurden dorthin verlegt. Nach dem Erdbeben wurden im Luohan-Tempel insgesamt 108 Babys geboren. Im Volksmund wurden sie die „Luohan-Kinder“ genannt.

Dreizehn Jahre sind seitdem vergangen. Die „Lohan-Kinder“ sind mittlerweile alle Mittelschüler. „Mama, warum muss ich meinen Geburtstag mit so vielen Kindern zusammen verbringen?“ Soweit sich Huang Wenjin erinnern konnte, war dies das erste Mal, dass ihr Sohn eine Frage hinsichtlich der „Luohan-Kinder“ stellte. Also erzählte sie ihrem Kind die ganze Geschichte, wie sie in jenem Jahr in einem behelfsmäßigen Zelt im Luohan-Tempel entbunden hatte. Um dem Kind eine Vorstellung von dem Erdbeben zu geben, machte die Familie einen Ausflug zur Erdbeben-Gedenkstätte im Vorort der Stadt Shifang.

Die Geschichte ihrer Geburt hat den meisten der „Luohan-Kinder“ ein tiefes Verständnis für die Worte Dankbarkeit und Liebe vermittelt.

Im Hinterhof des Luohan-Tempels wurde ein Denkmal errichtet, um den Geburtsort der 108 Luohan-Kinder zu markieren, auf dem die Namen der „Luohan-Kinder“ in der Reihenfolge ihrer Geburt eingemeißelt wurden. Sieben der Kinder haben das Wort „Zhen“(震) in ihrem Namen. „Zhen“ bedeutet „Erdbeben“.

Das erste Kind, Zhenwen, wurde am frühen Morgen des 13. Mai 2008 geboren. Zhai Qiurong, Mitarbeiter des Shifang City Maternity Hospital, hielt diese besondere Szene mit ihrem Handy fest: In einem Zen-Raum im Luohan-Tempel wurden drei quadratische Tische zu einem einfachen Operationstisch zusammengesetzt. Ein rauer Holzpfahl diente als Infusionsständer. Während der Entbindung hielt eine Krankenschwester stets eine Taschenlampe in der Hand.

Als die Eltern mit ihren Kindern auf dem Arm aus dem Lohan-Tempel kamen, stand ihnen der harte Wiederaufbau ihrer Häuser nach der Katastrophe bevor. Zu jener Zeit hatte jede Familie sozusagen die gleiche Ausgangssituation. Der einzige Unterschied war, dass das Erdbeben auf außergewöhnliche Weise den 108 Hauhalten eine Chance bot, sich zu einer speziellen Schicksalsgemeinschaft zusammenzuschließen.

Im Jahr 2009, dem Jahr nach dem Erdbeben, begannen die „Luohan-Kinder“, Spenden von der Gesellschaft zu erhalten, mit denen ein so genannter „108 Growth Fund“ etabliert wurde, um den „Luohan-Kindern“ in Not zu helfen. In diesem Jahr erhielt beispielsweise Xiao Xuan, die an einem angeborenen Herzfehler litt, finanzielle Unterstützung für eine Operation im West China Hospital, das der Universität Sichuan untersteht. „Jetzt bin ich gesund und schon imstande, am Sportunterricht teilzunehmen“, sagte Xiao Xuan.

Sie sagte: „Ich möchte in Zukunft Ärztin werden, weil mein Leben von Ärzten und vielen warmherzigen Menschen gerettet wurde, und ich möchte etwas für die Gesellschaft tun.“

Da sie nahe beieinander wohnen, plaudern die Mütter mehrerer „Luohan-Kinder“ oft miteinander. Doch wenn es um die eindrucksvollen Szenen der vergangenen dreizehn Jahre geht, ist das Erste, was ihnen in den Sinn kommt, nicht das Erdbeben, sondern ein spezieller Ort: Jedes Jahr zum traditionellen Neujahrfest wird Mutter Zhang Guofeng mit ihrer Familie den Luohan-Tempel besuchen. Zu dieser Zeit trifft sie immer wieder auf andere „Luohan-Kinder“ und deren Mütter. „Wir alle lächeln uns an und drücken unsere Dankbarkeit aus gegenüber dem Ort, der uns Unterschlupf bot, und gegenüber denen, die uns geholfen haben.

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