„Durch den Anbau von Apfelbäumen sind wir zum bescheidenen Wohlstand gelangt. Die Plantage ist nunmehr zu einem beliebten Themenpark geworden. Unser Lebensniveau erhöht sich stetig“, sagt Chen Dianying, Bewohner der Gemeinde Niugang im Landkreis Yixian in der nordchinesischen Provinz Hebei, mit Blick auf die mit Touristen gefüllte Apfel-Plantage.
An Feiertagen zieht das Dorf Niugang, das in den tiefen Bergen von Taihang liegt und keine Touristenattraktionen hat, trotzdem immer viele Menschen an. Yang Xu, Sekretär des Parteikomitees der Gemeinde Niugang, sagte, das Geheimnis liege darin, dass die Gemeinde Anfang des Jahres 2013 eine Anpflanzungskampagne „Ich habe einen Apfelbaum in Niu Gang“ ins Leben gerufen habe, mit der Bewohner der umliegenden Städte dazu ermutigt wurden, in die Dörfer der Gemeinde Niugang zu kommen, um hier Apfelbäume anzupflanzen. Eine Genossenschaft in der Gemeinde sorgt dafür, jeden neuen Apfelbaum auf wissenschaftliche Weise zu pflegen, und die Pflanzer können das Wachstum des Apfelbaums in Echtzeit über ihr Handy verfolgen. Während der Erntezeit können die Pflanzer in die Dörfer zurückkommen, um die Äpfel selbst zu pflücken, wobei viele Menschen auch ihre Freunde und Verwandten mitbringen, um das Bauernleben zu erleben.
Angesichts des heutigen Themenpark-Szenarios kann man sich kaum vorstellen, dass Niugang vor 2012 noch als „die arme Gemeinde“ bekannt war. Acht der insgesamt zehn Dörfer, die der Gemeinde unterstehen, waren verarmt. Die bergige Region eignete sich nicht für den Getreideanbau.
Der 76-jährige Chen Tianying beklagte sich einst, dass Armut ein Schicksal sei, dem die Einheimischen nicht entkommen könnten.
Im Jahr 2013 hat sich die Gemeinderegierung mit Hilfe von zahlreichen Agrarexperten dazu entschlossen, in den Dörfern Apfelplantagen zu entwickeln. Gründe dafür seien in erster Linie die besonderen klimatischen Bedingungen der Gegend, wie etwa der große Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht. Außerdem profitiere die Gemeinde von ökologisch unbelastetem Boden und Wasser, was enorm beim flächendeckenden Anbau von Obstbäumen helfe, so die Agrarwissenschaftler.
Als Pilotprojekt wurde die erste Apfelanbau-Genossenschaft im Dorf Taidi gegründet, das der Gemeinde Niugang untersteht. Die Genossenschaft stellte Finanzmittel zur Verfügung, um Bauern zur Anpflanzung von Apfelbäumen zu mobilisieren. „Die Genossenschaft sorgt für Produktion, Management und Vertrieb der in den Dörfern neu entstehenden Plantagen und mobilisiert dadurch die Dorfbewohner vollständig", sagt Niu Quanjiang, Sekretär des Parteikomitees im Dorf Taidi.
Um das Einkommen der Dorfbewohner weiter zu fördern, hat die Gemeinde Niugang anschließend ein so genanntes „Do It Yourself“-Modell für den Apfelanbau eingeführt, bei dem Bewohner aus den umliegenden Städten Apfelbäume an einem bestimmten Ort in den Dorf-Plantagen anpflanzen können. Während der Erntezeit können sie hierher zurückkommen, um die Äpfel zu pflücken, die sie selbst angepflanzt haben. Die Genossenschaft kann auch für die Pflanzer Geschenkkartons mit Äpfeln herstellen, so dass sie Fotos machen und diese in die sozialen Medien hochladen oder an Freunde und in der Familie verschenken können.
Herr Chen, ein Stadtbewohner aus der Stadt Baoding, der gerade in der Apfelplantage spazieren geht, sagt, dass er an den Wochenenden gerne mit seiner Familie und Freunden in die Vororte fahre. „Und hier gibt es Apfelbäume, die wir selbst angepflanzt haben. So können wir die Bäume gemeinsam gießen und jäten. Dadurch hat man viel Spaß.“