Ein Videoclip eines Mädchens, das in einer Schweinemetzgerei in einem Dorf in der südwestchinesischen Provinz Yunnan tanzt, ging im Internet viral und bewegte viele Netizens.
Vor der Metzgerei war ihre Mutter damit beschäftigt, Schweinefleisch zu hacken, während das Mädchen sich in ihren Tanz vertiefte. Diese Geschichte ist Teil des Dokumentarfilms „Little Giants“, der von der Video-Sharing-Website, Bilibili, erstellt wurde. Das zehnjährige Mädchen heißt Wu Gangyun. Sie lebt im Dorf Naduo im Kreis Yanshan des autonomen Bezirks Wenshan. Das Dorf wurde 2013 als armes Dorf registriert. Dort gab es 72 Haushalte, und die meisten Kinder hier sind Kinder von Wanderarbeitern, die oft alleine oder bei ihren Großeltern sind.
Wu Gangyun hat etwas mehr Glück. Ihr Vater ist zwar ein LKW-Fahrer, der immer unterwegs ist. Ihre Mutter betreibt aber die Metzgerei, in der sie ein wenig mit anpackt. Als sie sechs Jahre alt war, stellte ihre Mutter fest, dass sie sich gerne Tanzvideos ansah und die Bewegungen nachmachte. „Sie sagte, sie liebt Ballett und die hübschen Kleider. Mein Mann und ich glauben, dass sie das Tanzen liebt." Die Eltern beschlossen, sie zum Tanzunterricht zu schicken. Die Lehrer im Bezirk Wenshan waren erstaunt über das, was das Mädchen kann, besonders als sie erfuhren, dass das Mädchen es sich selbst beigebracht hat, indem es sich Online-Videos angesehen hat. "Die Lehrer sagten, sie sei sehr talentiert. Sie schlugen vor, dass wir einen fähigeren Lehrer für sie finden sollten", sagte ihr Vater. Aber das kostete mehr, als sich die Familie leisten konnte, und sie wussten nicht, wo sie einen solchen Unterricht finden konnten.
2018 ging die Mutter zum Fahrunterricht in eine Fahrschule und zeigte ihren Mitschülern in den Pausen die Tanzvideos ihrer Tochter. Der Trainer sagte, er kenne jemanden aus Beijing und kontaktierte Zhang Ping, die seit 20 Jahren Tanzunterricht gibt. Zhang wurde im Landkreis Yanshan geboren und lebte später in Beijing. Sie besuchte das Dorf Naduo 2016 und fand viele Mädchen unbeaufsichtigt vor. Einige waren zurückgelassene Kinder, andere waren Waisen. „Die Mädchen waren sehr hübsch, und einige sind talentiert fürs Tanzen. Ihre Eltern waren nicht da, also wollte ich, dass sie etwas Spaß haben. Ich brachte Süßigkeiten mit, spielte mit ihnen und brachte ihnen das Tanzen bei“, sagte Zhang.
Später beschlossen sie und ihr Mann Guan Yu, ein Lehrer an der Beijing Dance Academy, das „Bunte Wolken Programm" zu starten, um armen Kindern in Bergregionen zu helfen, ihr Leben zu ändern.
Jedes Jahr in den Sommer- und Winterferien kommen sie zurück ins Dorf Naduo, um Mädchen kostenlos zu unterrichten. Sie laden auch lokale Lehrer und Freiwillige für kostenlosen Unterricht ein. 2019 kündigte Zhang ihren Job in Beijing baute ein Trainingszentrum im Dorf auf und steckte fast all ihre Ersparnisse und die ihres Mannes in das Vorhaben. „Ballett ist eine edle Kunst. Von edlem Geist ist es, benachteiligten Gruppen zu helfen, um unsere soziale Verantwortung zu erfüllen", sagte Guan.
Nachdem sie Videos von Wu beim Tanzen gesehen hatten, erkannten Zhang und Guan, dass sie Zeugen eines Talents waren. Bald darauf besuchten sie Wus Zuhause und beschlossen, sie zu unterrichten. „Sie ist das talentierteste Mädchen, das ich in den 30 Jahren meiner Lehrtätigkeit kennengelernt habe“, sagte Guan. „Sie ist wie eine seltene Jade, die mir geschenkt wurde, und ich fühle mich aufgeregt, weil ich fürchte, dass ich ihr nicht helfen kann, das Niveau zu erreichen, das ich mir erhofft hatte.“
Seitdem ging Wu Gangyun jedes Wochenende mit Zhang zum Tanzunterricht. Guan flog in den Winter- und Sommerferien aus Beijing ins Dorf, um sie zu unterrichten. Im Oktober 2019 traten Wu Gangyun und andere Mädchen aus dem „Bunte Wolken Programm" auf der Bühne vom Zentralen Chinesischen Fernsehsender auf. Es war das erste Mal für sie, dass sie mit Zügen oder Flugzeugen fuhren oder flogen, eine große Stadt besuchten und auf der Bühne auftraten. Guan und Zhang nahmen sie auch mit, um die Beijing Dance Academy zu besuchen. „Ich möchte in der Zukunft eine Tänzerin sein und ich möchte ein Mensch wie Lehrer Zhang sein", sagte Wu Gangyun.
Im Laufe der Jahre hat das „Bunte Wolken Programm" 62 Kindern aus 17 Dörfern geholfen, von Kunstschulen in Yunnan aufgenommen zu werden. Das Ehepaar fand auch Wege, die Studiengebühren und Lebenshaltungskosten zu decken. „Wenn wir sie nicht ausbilden würden, würden sie Schweine füttern oder Rinder hüten gehen. Jetzt können sie wenigstens einen Sekundarschulabschluss machen", sagt Zhang Ping. Sie sagte, sie hoffe, dass die Kinder später mehr Menschen in der bergigen Region beim Lernen von Kunst helfen können.