Die Zahl der Hochschulabsolventen wird offiziellen Angaben zufolge im laufenden Jahr voraussichtlich einen neuen Höchststand von 9,09 Millionen erreichen. Mo Rong, stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts für Arbeit und Soziales geht davon aus, dass die Beschäftigungssituation der Hochschulabsolventen in diesem Jahr noch kritischer als im Vorjahr sein wird. Er sieht den Grund darin, dass zahlreiche Studenten wegen der COVID-19-Pandemie auf ein zusätzliches Studium im Ausland verzichten und stattdessen Arbeit im Inland suchen würden, so Mo Rong.
In seinem Tätigkeitsbericht vor der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses unterstrich Ministerpräsident Li Keqiang die Notwendigkeit, eine gesunde Entwicklung des Arbeitsmarkts zu gewährleisten. Im diesem Zusammenhang verwies Li vor allem auf die Beschäftigungssituation der Hochschulabsolventen, die dringende Maßnahmen erfordere.
Um konkrete Lösungen für die Beschäftigungsprobleme der Hochschulabsolventen zu erarbeiten, hat Mo Rong vom Juni bis Oktober vergangenen Jahres eine Untersuchungsreise durch mehrere chinesische Städte unternommen, darunter Hangzhou und Suzhou in Ostchina und Chengdu im Südwesten.
Dabei stellte er fest, dass es bei der Beschäftigung von Hochschulabsolventen etliche strukturelle Widersprüche gebe, die immer auffälliger würden. Als Beispiele nannte Mo in erster Linie die fehlende Anpassung der in Hochschulen eingerichteten Fächer an die gegenwärtige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des Landes, was dazu führe, dass die Studentinnen und Studenten unmittelbar nach Abschluss ihres Studiums arbeitslos seien. Viele Hochschulabsolventen seien nach wie vor nahezu blind und unrealistisch, was ihre zukünftige berufliche Karriere angehe, so Mo Rong.
Diese Beurteilung teilt Li Guangyu, Vorstandvorsitztender der China Yuhua Education Corporation Limited, eines Unternehmens, das sich auf die berufliche Ausbildung spezialisiert hat. Er sagte, einerseits falle es den Hochschulabsolventen schwer, eine Arbeitsstelle zu finden. Andererseits beklagten sich viele Arbeitgeber zugleich über einen Fachkräftemangel. Dieser strukturelle Widerspruch müsse dringend behoben werden, sagte Li.
Jiao Xin'an, Präsident der Universität Yangzhou, sagte, dass die Beschäftigungssituation für Hochschulabsolventen Jahr für Jahr komplexer und schwieriger sei. Daher sei es dringend notwendig, die entsprechende Arbeit der Behörden und Unternehmen zu koordinieren und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Ziel sei es, Studentinnen und Studenten dazu zu verhelfen, eine qualitativ hochwertige Beschäftigung zu finden. Dabei sei es besonders wichtig, ein gesellschaftsübergreifendes Beschäftigungsunterstützungssystem für Hochschulstudenten einzurichten.
Mo Rong schlug Hochschulen und Arbeitsvermittlungsagenturen vor, einen entsprechenden Mechanismus zur Prognose des Bedarfs an Fachkräften zu etablieren. Konkret gehe es darum, vernetzte Daten der Studierenden hinsichtlich ihrer Fachrichtung, Interessen, Persönlichkeitsmerkmale, Berufserwartungen und Praktika zu sammeln bzw. auszutauschen. Damit könnte die Grundlage für eine entsprechende Analyse und die darauf gegründete Bewertung der Nachwuchskräfte auf dem Arbeitsmarkt geschaffen werden.
Mo Rong sagte, dass die Universitäten zudem Beratungen zur Karriereplanung für Studenten verstärken, ihre Berufsinteressen und -fähigkeiten bewerten und sie bei der Karriereplanung anleiten sollten, die auf den Bewertungsergebnissen basieren sollte.