China hat Machbarkeitsstudien für die vierte Phase seines Monderkundungsprogramms abgeschlossen und wird in Zukunft voraussichtlich eine internationale Mondforschungsstation auf dem Südpol des Erdtrabanten errichten, sagte Wu Weiren, der Chefdesigner des chinesischen Monderkundungsprogramms.
In einem Gespräch mit der wissenschaftlichen Tageszeitung China Space News sagte Wu, dass chinesische Forscher inzwischen bereits drei Missionen für die vierte Phase des Monderkundungsprogramms geplant hätten. Das Programm umfasse die Bergung von Mondproben vom Südpol durch die Landungskapsel vom Raumschiff Chang'e-6, eine detaillierte Untersuchung der Ressourcen des Mondes am Südpol im Verlauf der Mission von Chang'e-7 und die Erprobung der Schlüsseltechnologien in Vorbereitung auf den Bau einer Mondforschungsstation im Verlauf der Mission von Chang'e-8.
Wu erklärte, dass es am Südpol des Mondes einen polaren Tag und eine polare Nacht geben könnte, wie am Nord- und Südpol der Erde. Die Rotationsperiode des Mondes sei gleich seiner Umlaufperiode, die beide 28 Tage betragen. Daher könne es am Südpol des Mondes für mehr als 180 aufeinanderfolgende Tage Licht geben, was für Astronauten, die wissenschaftliche Forschung auf dem Mond durchführten, sehr praktisch wäre, so der Chefdesigner des chinesischen Monderkundungsprogramms.
Am Dienstag unterzeichneten China und Russland eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) zum Bau einer internationalen wissenschaftlichen Forschungsstation auf dem Mond.
Nach Auffassung von Wu Weiuren werden China und Russland im Rahmen der Absichtserklärung ihre Erfahrungen in der Weltraumwissenschaft, Forschung und Entwicklung sowie ihre Weltraumausrüstung und -technologie austauschen bzw. nutzen. Beide Länder würden gemeinsam einen Fahrplan für den Bau einer internationalen Mondforschungsstation ausarbeiten und eine enge Zusammenarbeit bei der Planung, Entwicklung, Konstruktion, Umsetzung und dem Betrieb des Projekts durchführen, so Wu weiter.
„Wenn das Projekt der Mondforschungsstation erfolgreich umgesetzt werden kann, ist China nicht mehr weit davon entfernt, eine bemannte Landung auf dem Mond zu erreichen“, sagte Wu. Im Gespräch fügte er hinzu, dass chinesische Wissenschaftler und Ingenieure derzeit dabei seien, Optionen auszuarbeiten, wie eine bemannte Raumkapsel auf dem Mond landen könnte.
Wu Weiren zufolge wird China in Zukunft eine Landung auf dem Südpol des Mondes in Betracht ziehen. Eine dortige Landung sei zwar komplexer, aber die dortigen Bodenbedingungen seien besser als anderswo. Sobald die Landung erfolgreich sei, könne der Bau der Mondforschungsstation schrittweise erfolgen, sagte Wu.
„Wenn alles gut läuft, wird es ein langfristiger Mondaufenthalt für chinesische Astronauten sein“, sagte Wu.
Wu räumte zugleich ein, dass die weiche Landung eines bemannten Landers auf der Mondoberfläche niemals eine leichte Aufgabe gewesen sei. Es erfordere eine präzise Berechnung und einwandfreie Zusammenarbeit aller relevanten Bereiche, um eine sichere Landung auf dem Erdtrabanten zu ermöglichen, so der Chefdesigner des chinesischen Monderkundungsprogramms.
Im Zeitraum des 14. Fünfjahresplans (2021-2025) werde China die Entwicklung schwerer Trägerraketen weiter vorantreiben, um gewisse Durchbrüche bei der Größe des Raketenkörpers und der Schubkraft der Triebwerke zu erzielen und somit die künftige Erforschung des Weltraums zu unterstützen, sagte Wu.