Vor dem Frühlingsfest vor vier Jahren hatte die Nachrichtenagentur Xinhua über den Wanderarbeiter Shi Xin aus dem Kreis Huayuan, Provinz Hunan, berichtet. Als er von der Provinz Guangdong, wo er arbeitete, nach Hause zurückkehrte, wartete sein dreijähriger Sohn Ma Jiahong schon lange unter dem Wollmispelbaum am Hauseingang. Diesen Augenblick hat ein Xinhua-Reporter mit seiner Kamera festgehalten. Das Foto mit dem Titel „Das Warten eines Dreijährigen und die Rückkehr eines 33-Jährigen“ hat Hunderte Millionen chinesische Internetnutzer gerührt. Vier Jahre später sind die Xinhua-Reporter wieder nach Hunan gekommen, um die Lebensveränderungen dieser armen Bauernfamilie zu dokumentieren...
Der Wollmispelbaum am Eingang des Hauses von Shi Xin, unter dem sein Sohn Ma Jiahong auf ihn gewartet hatte, trägt schon Blütenknospen im Frühfrühling.
Am kleinen Tisch nahe dem Ofen hilft Shi Xin seinem Sohn, der die zweite Klasse besucht, geduldig bei den Mathehausaufgaben. Der Siebenjährige schreibt murmelnd die Rechnungen auf einem Schmierpapier und der Vater erklärt ihm ab und zu die Übungsaufgaben.
„Mein Sohn ist jetzt so groß geworden, dass er beinahe meine Nackenhöhe erreicht hat.“ Warme väterliche Liebe strahlte aus seinen Augen, als er dies sagte. Vier Jahre sind inzwischen vergangen. Ma Jiahong, der damals noch den Kindergarten besuchte und mit einer Pandamütze auf dem Kopf auf seinen Vater wartete, besucht heute schon die zweite Klasse.
„Soll ich ausgehen, um Geld zu verdienen und deine Schulgebühren zu zahlen, oder möchtest du, dass ich dich jeden Tag begleite, was wählst du?“ fragte Shi Xin, der für das diesjährige Frühlingsfest nach Hause kam, seinen Sohn umsichtig.
„Nach Hause kommen und ein paar Tage länger bleiben“, antwortete der Knabe, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte.
„Nach Hause kommen?“
„Ja.“
Shi Xin hat das Gefühl, dass es aller Mühe wert ist, als er sieht, dass sein Sohn von Tag zu Tag größer und einsichtiger geworden ist.
„Ich möchte in zwei bis drei Jahren unbedingt zurück zu meinem Kind und meinen Eltern kommen, egal was ich mache“, sagte Shi Xin.
Dank der Armenhilfepolitik des Kreises Huayuan erhielt Shi Xin vor vier Jahren die Möglichkeit, die Lackierungstechnik zu erlernen. Im Anschluss daran arbeitete er in einer Spielzeugfabrik in der südchinesischen Metropole Guangzhou. Mit einem monatlichen Einkommen von 5000 Yuan ist er Stütze seiner Familie. Viele Lackarbeiter aus der gleichen Region haben inzwischen ihren Beruf gewechselt. Shi Xin übt diesen Beruf aber weiter aus. Aufgrund seiner einwandfreien Lackierungstechnik ist er inzwischen Meister geworden.
Shi Xin hat seine Stelle in der Spielzeugfabrik gekündigt und arbeitet nun selbständig. Er erhielt in den vergangenen Jahren Aufträge aus Guangdong, Zhejiang, Shanghai und sogar aus Vietnam.
Vor vier Jahren hegte Shi Xin den Wunsch, 100.000 Yuan zu verdienen und dann nach Hause zu kommen, um eine selbständige Erwerbstätigkeit auszuüben. Shi rückt nun seinem Ziel immer näher. Er hat noch vor, in Zukunft die Führerscheinprüfung zu bestehen und einen kleinen Lastwagen zu kaufen, um Geschäfte, die mit Lackierung zu tun haben, zu betreiben.
„Im Kreis Huayuan ist ein Industriepark im Bau, da gibt es bestimmt auch viele Möglichkeiten“, erzählt Shi Xin.