Die Waldfeuerwehr im Himalaya

2021-02-05 08:00:00

Am südlichen Hang des Himalaya-Gebirges im Südwesten Chinas gibt es eine Waldfeuerwehr. Sie ist seit langer Zeit im Urwald an der chinesischen Grenze zu Nepal stationiert und schützt die staatliche Naturschutzzone des Mount Everest vor Waldbränden.

Jedes Jahr im Januar und Februar ist die Gefahr für einen Waldbrand besonders groß. Die Feuerwehrmänner im Kreis Gryrong im Autonomen Gebiet Tibet müssen ihre Waldgebiete zu dieser Zeit flächendeckend durchlaufen, um sie zu überwachen. Die Patrouillenstation im Kreis Gryrong ist der abgelegenste Punkt der tibetischen Waldfeuerwehr für Winter- und Frühjahrspatrouillen. In einem Urwald wie am Himalaya, mit dichten Bäumen, tiefen Tälern und zahlreichen Bächen, wäre es verheerend, wenn man sich verirrt. Losang Wangchuk, Leiter der Feuerwehrbrigade von Gryrong, erklärt seinem Team bevor es aufbricht: „Wenn wir im Wald sind, müsst ihr wie ich alle 20 Meter den Weg mit Lack an den Bäumen markieren. Wenn ihr keinen Lack mehr habt, benutzt Tücher oder schlagt mit einem Hackmesser auf die Bäume ein.“

Die Männer tragen schweres Überwachungsequipment und gehen mühsam in den Bergen auf und ab. Nach fünf Stunden haben sie endlich einen geeigneten Überwachungspunkt gefunden. Feuerwehrmann Huang Qigang sagt: „Die gegenwärtige Koordinate ist 28 Grad nördlicher Breite, 2.710 Meter über dem Meeresspiegel. Der Windmesser zeigt die Windgeschwindigkeit, die Windrichtung, die Temperatur, den barometrischen Druck, die Feuchtigkeit und die Höhe über dem Meeresspiegel an. Wir messen und dokumentieren diese Daten, um zu analysieren, wie groß das Risiko für einen Waldbrand in diesem Gebiet ist.“ Der Schutz gegen Waldbrände erfolge inzwischen sehr wissenschaftlich, so Huang weiter. Durch den Aufbau einer Big-Data-Datenbank über die Umwelt im Wald könne man das Brandrisiko für verschiedene Waldgebiete auswerten und so potenzielle Brände effektiv vermeiden.

Einer der Schwerpunkte der Patrouille liegt in der Untersuchung des Humus im Waldgebiet. Losang Wangchuk sagt, wenn der Humus mehr als zehn Zentimeter dick sei, nehme die Menge brennbarer Gase zu. Bei trockenem Wetter steige dadurch die Gefahr für einen Brand. Sie müssten nach wiederholten Patrouillen die Gebiete mit hohem Brandrisiko besprenkeln und das brennbare Material beseitigen.

Von Dezember bis Mai des Folgejahres geht die Feuerwehrbrigade ständig auf Patrouille. Jede Patrouille dauert eine Woche und die Feuerwehrmänner müssen dabei mehr als 100 Kilometer zurücklegen. Während dieser Zeit können sie ihre Handys nicht aufladen und sind deshalb für ihre Familien unerreichbar. Für die Feuerwehrmänner gehört das zu ihrem normalen Leben. Ngawang Tenzin hat sogar seine Hochzeit schon dreimal verschoben. Seine Freundin ist Grenzpolizistin im Kreis Burang und sie leben mehr als 700 Kilometer voneinander entfernt. Tenzin erklärt, ihre Arbeit sei ähnlich, deshalb verstünden sie den anderen und unterstützten einander. Nach dieser Patrouillenzeit wolle er seine Freundin schließlich heiraten, aber er müsse erst seine Aufgabe zum Schutz des Waldgebiets erledigen.

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