(Foto: VCG)
Besondere Porzellane – dafür ist Jingdezhen in der ostchinesischen Provinz Jiangxi nun schon seit mehr als tausend Jahren bekannt. In der sogenannten „Porzellan-Hauptstadt“ Chinas gibt es derzeit sowohl alte Brennofenruinen und alte Straßen als auch Porzellankunstdörfer und –märkte. Künstler und Töpfer verschiedener Generationen sind hier aktiv. All dies verleiht der alten Stadt neue Entwicklungsimpulse.
In der Morgendämmerung ist der Antiquitätenmarkt an der Shuguang-Straße in Jingdezhen schon zum Leben erwacht. Der Porzellan-Künstler Li Jianshen geht an den verschiedenen Ständen vorbei, nimmt die Porzellanplatten und -schüsseln in die Hand und begutachtet sie sehr gewissenhaft. Nachdem er mit den Standverkäufern um die Preise gefeilscht hat, erhält er lächelnd die von ihm ausgewählten Porzellane. „Schau dir mal die Fischmuster auf dem Porzellan an! Wie lebendig sind sie!“ Li Jianshen lebt schon mehrere Jahre in Jingdezhen. Er kennt jede Gasse in dieser alten Stadt. „Es ist für mich die glücklichste Zeit, wenn ich auf dem Antiquitätenmarkt bummle“, sagt Li.
Für Töpfer Yu Xilai war es die glücklichste Zeit, als der alte Brennofen wiederaufgebaut und erneut eröffnet wurde. Die Wand des Brennofens reflektiert das Feuer und scheint rot – wie auch das Gesicht von Yu Xilai. Durch das Beobachtungsloch weiß Yu alles über die gebrannten Porzellane, von den Brenntemperaturen bis zur Form jedes Stücks. Yu Xilai arbeitet schon mit 15 Jahren als Töpfer und war später zuständig für zwei staatliche Töpferwarenfabriken. 2012 hat die Stadt Jingdezhen beschlossen, den alten Brennofen Xujiayao wiederaufzubauen. Yu wurde damit beauftragt, den Umbau und die Wiedereröffnung des Brennofens zu leiten. Der Brennofen Xujiayao wurde 2015 fertig umgebaut. Aus Umweltschutzgründen wurde dieser Ofen bislang insgesamt nur fünf Mal benutzt. Die gebrannten Porzellane sind auf dem Markt sehr gefragt. Allein im Jahr 2020 lag der Umsatz des Brennofens Xujiayao bei mehr als zwei Millionen Yuan RMB. Yu Xilai sagt, dass immer mehr Menschen die einzigartigen Porzellane aus dem alten Ofen gefielen. Das historische Erbe sei ein wichtiger Aktivposten für Jingdezhen.
Das Sanbao-Dorf liegt rund 20 Minuten Fahrtzeit entfernt von der Stadt Jingdezhen. Dort versammeln sich viele Porzellan-Künstler aus aller Welt. 1998 kaufte Li Jianshen, ein Künstler aus der Stadt Jiujiang, einige Häuser im Dorf Sanbao und verwandelte sie zu einem Treffpunkt der Töpfer für den Austausch. Er hofft, dass die Leute, die zum Austausch hierher kommen, zwei oder drei Monate bleiben und die verschiedenen traditionellen Verfahren der Keramikherstellung kennen lernen, wie zum Beispiel die Schlammaufbereitung, das Ziehen von Knüppeln und das Glasieren. Seit der offiziellen Eröffnung hat das „internationale Keramikdorf Sanbao“ von Li Jianshen mehr als ein tausend ausländische Töpfer empfangen. Sie tauschen sich miteinander aus und kreieren neue Werke. Rund 500 ausländische Töpfer bleiben hier für lange Zeit. Menschen mit verschiedenen Hautfarben und Sprachen spüren hier die chinesische Kultur. 2016 ist Tacia aus Russland auf Anregung ihres Lehrers nach Jingdezhen gekommen, um die Herstellung von Töpferwaren zu lernen. Sie hat hier den Geist der Handwerker gespürt. „Jingdezhen ist ein magischer Ort. Hier konzentriert sich jeder auf sein Streben nach der Kunst“, so Tacia.
Die Leute in Jingdezhen finden, dass sie sich in der besten Zeit befinden. Und der Stadt steht die beste Chance bevor. Die boomenden Porzellanmärkte, die Wiedereröffnung von alten Brennöfen und der rege Austausch zwischen Töpfern und Künstlern – eine offene Stadt mit langer Geschichte blickt nun auf eine bessere Zukunft.