„Die Maßnahmen der lokalen Regierungen der Städte Beijing, Tianjin und der Provinz Hebei zur Eindämmung der Luftverschmutzung scheinen sich ausgezahlt zu haben. Man merkt, dass ein blauer Himmel in diesem Winter das normale Bild ist“, erklärt Ma Qiang, ein Hobby-Astronom aus der nordchinesischen Hafenmetropole Tianjin.
In Beijing und Tianjin sowie in der benachbarten Provinz Hebei wurden im vergangenen Jahrzehnt kalte Tage meistens von einem grauen Wintersmog begleitet. Häufig fiel der Smog wie ein dicker Vorhang vom Himmel auf die Straßen zahlreicher nordchinesischer Städte. Die Einwohner in der Region waren äußerst besorgt, wenn diese Smogstage kamen. Blauer Himmel und ein klarer Sternenhimmel waren ein seltener Luxus.
Ma Qiang sagt: „Für Hobby-Astronomen ist der Winter eigentlich die perfekte Jahreszeit zur Beobachtung des Nachthimmels, da die Transparenz der Atmosphäre im Winter besonders gut ist. Aber wenn es Smog gibt, geht alles schief.“
Yang Xiaowen macht in seiner Freizeit gerne Fotos vom Nachthimmel. Dieses Hobby erfordert natürlich auch eine gute Luftqualität und hohe Sichtbarkeit. Ihm zufolge sah der Himmel während der Smogstage aus, als würde man durch die Löcher eines Fenstergitternetzes schauen. „Statt klarer Sicht gab es einen merkwürdigen Halo um die Sterne in den aufgenommenen Bildern“, so Yang.
Um gegen das Problem vorzugehen, wurden im Jahr 2017 in einem dreijährigen Aktionsprogramm der Städte Beijing, Tianjin und der Provinz Hebei zur Bekämpfung der Luftverschmutzung Regeln und konkrete Aufgaben festgelegt. Dabei haben die Schwerpunktregionen einschlägige Pläne zur Bewältigung der Luftverschmutzung initiiert. Konkret ging es vor allem darum, saubere Heizmethoden in nördlichen Städten einzuführen. Die Heizungen wurden von Kohle auf Strom und Gas umgestellt. Dieses Projekt zum sauberen Heizen soll offiziellen Angaben zufolge in Zukunft auch noch weiter ausgebaut werden.
Außerdem wurden zahlreiche umweltschädliche Fahrzeuge von den Straßen geholt und mehrere Fabriken, die als Umweltsünder galten, wurden angewiesen, ihre Produktion zu drosseln oder zu stoppen.
Die Bemühungen haben sich inzwischen ausgezahlt. Offiziellen Angaben zufolge hat die Hafenmetropole Tianjin in den Jahren 2018 und 2019 jeweils die staatlichen Luftqualitätsnormen erreicht. Damit konnten die für den 13. Fünfjahresplan abgesteckten Ziele frühzeitig erreicht werden. Im vergangenen Jahr belief sich die jährliche Durchschnittsdichte von PM2,5 Feinstaub auf 48 Mikrogramm pro Kubikmeter. Im Jahr 2017 waren es noch 62 Mikrogramm pro Kubikmeter. Mit 245 Tagen mit blauem Himmel hat die Stadt Tianjin im vergangenen Jahr außerdem einen neuen Rekord aufgestellt.
Auch Yang Xiaowen meint, die Zahl der Tage mit hoher Konzentration von PM2,5 Feinstaubpartikeln sei im vergangenen Jahr drastisch gesunken. „Der Smog ist weg. Den ganzen Winter über gibt es klaren Himmel. Selbst in der Innenstadt kann man den Nachthimmel voller Sterne sehen. Ich freue mich sehr darüber.“