„Müll verkaufen“: Kreatives Livestream-Shopping in Tibet fördert Umweltschutz

2020-12-22 10:13:24

In Tibet hat vor kurzem eine gemeinnützige Livestream-Shopping-Veranstaltung stattgefunden. Ziel war es, das Umweltschutzbewusstsein der Menschen auf eine kreative Weise zu fördern …

Das Livestream-Shopping boomt in China. Alles Mögliche kann nun auf Livesteam-Portalen verkauft werden – von Kosmetik und Haushaltsgeräten über Luxusautos bis hin zu Raketen im Wert von Millionen US-Dollar. Doch die Artikel, die vor kurzem im chinesischen Autonomen Gebiet Tibet online verkauft wurden, waren trotzdem jenseits aller Vorstellungskraft.

Der Livestream-Raum befand sich neben einer viel befahrenen Autobahn in Tibet. Moderatoren gab es keine. Die verkauften Artikel waren keine tibetischen Spezialitäten wie etwa Buttertee oder Gerstenwein, sondern – Sie lesen richtig – Müll!

Bild via weixin.qq.com

An einer weißen Wand hingen vier große transparente Plastiktüten mit Flaschen und Dosen zum Verkauf. Nachdem die Freiwilligen den Müll aufgehoben hatten, sortierten sie den Müll nach dessen Farbe hinein. Mit nur 0,5 Yuan RMB konnten Internetnutzer eine Müllflasche kaufen. Die wunderschöne Landschaft im Hintergrund und der unordentliche Müll bildeten einen starken Kontrast. Die rasche Reduzierung des aktuellen Lagerbestands, die auf dem Computerbildschirm der Internutzer gezeigt wurde, gab den Menschen das Gefühl, dass man sich unbedingt um eine Flasche oder Dose reißen musste.

Diese Livesteam-Shopping-Veranstaltung für das Gemeinwohl sollte dazu dienen, bei den Menschen ein Bewusstsein für den Schutz der ökologischen Umwelt in Tibet zu schaffen.

Für viele Menschen ist Tibet immer ein Synonym für das Paradies. Jedes Jahr pilgern unzählige Menschen in das „heilige“ chinesische Autonome Gebiet. Allein im Jahr 2019 besuchten 40 Millionen Touristen Tibet. Doch mit der wachsenden Touristenzahl steigt die Umweltverschmutzung auch zunehmend. Entlang vieler beliebter Reiserouten sind achtlos weggeworfene Mineralwasserflaschen, Dosen, Instant-Nudelboxen, Helme und Reifen zu sehen.

Die ersten, die vom Müll besonders heftig betroffen sind, sind die Tiere und Hirten in Tibet. Jedes Jahr sterben mindestens drei Tiere pro Haushalt neben der Qinghai-Tibet-Autobahn durch das Fressen von Müll. Für viele Hirten sind Yak und Schafe wichtigste Einkommensquellen. Der Verlust eines Yaks kann dem Verlust des Einkommens von mehr als einem halben Jahr gleichkommen.

Viele Freiwillige wollen das schöne Tibet nicht im Müll begraben sehen und beginnen daher spontan, Tibet zu bewachen. Viele Menschen fahren sogar nach Tibet, nur um Müll zu sammeln. Es gibt auch viele gemeinnützige Organisationen, die unterschiedlichen Aktionen zur Beseitigung von Müll entlang der Autobahnen in Tibet eingeleitet haben. „Beautiful Travel“, das von der „China Children’s Culture and Art Foundation“ gesponsertes Wohlfahrtsprojekt, veranstaltet jedes Jahr beispielsweise mehr als 2.000 Aufräumen-Aktionen in Tibet. Allein im Jahr 2019 wurden rund 200.000 Getränkeflaschen dadurch recycelt und zu Rohstoffen verarbeitet. Die Kosten für den Transport einer einzigen Plastikflasche von Tibet zur Verarbeitungsstelle im Binnenland betragen etwa 0,5 Yuan RMB. Aber die Geschwindigkeit des Aufräumens kann niemals mit der Geschwindigkeit des Wegwerfens mithalten.

Um Tibet vom Müll zu befreien, reichen Freiwillige nicht aus. Es werden mehr Menschen benötigt, um daran teilzunehmen. Diese zu finden, ist das Anliegen der kreativen „Müll-Livestreams“.

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