Beijing erlässt Anreizmaßnahmen zur Rekrutierung von Altenpflegern

2020-12-16 08:00:00

„Wir werden im kommenden Jahr neue Arbeitskräfte von den Hochschulen rekrutieren“, sagt Han Huize, stellvertretende Direktorin eines Altenheims im Beijinger Bezirk Fengtai. In der Regel müssen sie und ihre Kollegen bereits vor dem Jahreswechsel für die Arbeit im kommenden Jahr planen. Sie hoffen, dass die von der Stadtregierung angekündigten Richtlinien dazu beitragen, mehr Hochschulabsolventen für eine Arbeitsstelle in der Altenpflege zu begeistern.

Die Beijinger Stadtregierung hatte vor kurzem neue Richtlinien zur Ausbildung und Rekrutierung von Pflegepersonal angekündigt, die in erster Linie Anreizzahlungen für Pfleger vorsehen.

China befindet sich längst in einer Gesellschaft, in der die Lebenserwartung steigt und das Durchschnittsalter der Bevölkerung zunimmt, während die Achtung und Bereitschaft, sich um alte Menschen zu kümmern, nachlässt. Viele Senioren benötigen heutzutage zu Hause Pflege. Es gibt aber nur sehr wenige Menschen, die bereit sind, als Pfleger im Rahmen einer 24-Stunden-Pflege zu arbeiten.

Han Huize erklärt: „Jetzt steht das Frühlingsfest vor der Tür. Zu diesem Zeitpunkt ist der Bedarf an qualifiziertem Personal in der Regel besonders hoch.“ Sie sei äußerst begeistert, dass die Stadtregierung neue Anreizmaßnahmen erlassen habe und hoffe, dass mehr Menschen dadurch für Pflegearbeit begeistert werden könnten.

Offiziellen Angaben zufolge beträgt die höchste Anreizzahlung 1.500 Yuan RMB im Monat pro Person. Hochschulabsolventen, die als Pfleger angestellt werden, erhalten den neuen Richtlinien zufolge, die am 1. Januar 2021 in Kraft treten, zudem eine einmalige Anreizzahlung in Höhe von 60.000 Yuan RMB.

Zuvor sind bereits in mehreren chinesischen Städten verschiedenartige Anreizmaßnahmen eingeführt worden, unter anderem in Yangzhou in der Provinz Jiangsu, in Quanzhou in der Provinz Fujian und in Qingdao in der Provinz Shandong. Hochschulabsolventen in Yangzhou erhalten beispielsweise eine einmalige Zahlung in Höhe von 50.000 Yuan RMB, während in der Wirtschaftsmetropole Shanghai die höchste monatliche Anreizzahlung 3.560 Yuan RMB beträgt.

Statistiken des Ministeriums für zivile Angelegenheiten zufolge arbeiten chinaweit derzeit mehr als 500.000 Pflegerinnen und Pfleger. Im Vergleich dazu waren Ende 2019 mehr als 176 Millionen Senioren 65 Jahre oder älter, also 12,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mehr als 40 Millionen dieser Senioren sind außerdem pflegebedürftig. In den kommenden fünf Jahren wird die Zahl der Senioren in China Schätzungen zufolge sogar 300 Millionen übertreffen.

Han sagt: „Immer mehr Senioren werden in unser Altenheim eingewiesen. Dennoch müssen wir stets einen Mangel an qualifiziertem Personal in Kauf nehmen. Wir haben insgesamt 40 Mitarbeiter. Das reicht bei weitem nicht aus. Es ist heutzutage sehr schwierig, neue Arbeitskräfte zu rekrutieren.“ Es sei für die Pfleger keine leichte Aufgabe, einen pflegebedürftigen Menschen 24 Stunden rund um die Uhr zu betreuen und diesem hilfreich zur Seite zu stehen, so die Altenheim-Vizedirektorin weiter. Dafür bedürfe es nicht nur Geduld und einer sozialen Persönlichkeit, auch ein Verständnis der Grundlagen der Pflege sei ein Muss. „Außerdem will nicht jeder in einem Altenheim betreut werden. Sehr viele bevorzugen die Betreuung daheim. Oft kann die eigene Familie die Betreuung nicht übernehmen, weil alle Familienmitglieder berufstätig sind.“ Han räumt jedoch ein, dass die Altenpflege zu Hause mehr Vor- als Nachteile habe. Schließlich sei eine Unterbringung im eigenen Zuhause oft günstiger als die in einer stationären Pflegeeinrichtung. Bei vielen derartigen Fällen müssten die Pfleger keine medizinischen Tätigkeiten übernehmen, sondern lediglich den Haushalt der Person führen.

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