China will digitale Kluft für Senioren überbrücken

2020-12-09 09:49:39

Bei einer Smartphone-Schulung für Senioren in einer Wohngemeinschaft in Xiamen in der südostchinesischen Provinz Fujian fummeln mehrere Senioren leise an ihren Geräten herum und folgen den Anweisungen des Lehrers.

Der 75-jährige Li Guosheng, der sich für zwei Klassen angemeldet hat, um den Umgang mit einem Smartphone zu erlernen, gehört zu Chinas wachsender älterer Bevölkerung, die versucht, mit dem Tempo der Digitalisierung Schritt zu halten. Für Li ist es keine leichte Aufgabe, sich mit der neuesten Elektronik zurechtzufinden. Er sagt: „Wir werden mit dem Alter vergesslicher, deshalb müssen einige Dinge immer wieder erlernt werden, um wirklich den Dreh herauszubekommen.“

Während der Aufbau eines digitalen Chinas vielen Menschen erhebliche Erleichterungen gebracht hat, ergreift das Land Maßnahmen, um die wachsende digitale Kluft für Senioren zu überwinden und sicherzustellen, dass sie ebenfalls die Vorteile einer intelligenten Gesellschaft genießen können.

Die chinesische Regierung hat einen Plan veröffentlicht, der Maßnahmen vorsieht, um älteren Menschen dabei zu helfen, Hindernisse bei der Nutzung intelligenter Technologien zu überwinden und gleichzeitig traditionelle Dienstleistungen für sie aufrechtzuerhalten. Der Plan, der vom Generalbüro des Staatsrats herausgegeben wurde, legt Ziele für 2020 bis 2022 fest und konzentriert sich auf sieben Arten von Dienstleistungen und Szenarien, denen ältere Menschen häufig begegnen, wie medizinische Behandlung, Freizeitaktivitäten und Bürgerdienste.

Da die Prävention und Kontrolle von Epidemien in China zu einer alltäglichen Praxis geworden ist, müssen Besucher an vielen öffentlichen Orten vor dem Betreten einen Gesundheitscode vorzeigen. Diese Codes, die durch mobile Anwendungen generiert werden, sind für viele Senioren problematisch.

Um einen besseren Zugang zu Ride-Hailing-Diensten und medizinischer Behandlung zu gewährleisten, drängt der Plan auf Bemühungen, Senioren bei der Terminvereinbarung zu helfen, indem diversifizierte Kanäle bereitgestellt und die Verfahren zur Online-Terminvereinbarung vereinfacht werden. Dem Plan zufolge sollen Unternehmen, die häufig von Senioren besucht werden, weiterhin Barzahlung und Bankkarten akzeptieren.

Wang Tanling, ein Beamter der Nationalen Kommission für Entwicklung und Reform, sagt: „Für viele Senioren, die nicht in der Lage sind, Smartphones zu benutzen oder mobile Zahlungen zu tätigen, werden die Fortschritte der Technologie schnell zu einem Hindernis.“

Um Senioren besser bei der Integration in die digitale Gesellschaft zu helfen, listet der Plan Maßnahmen wie die Erhöhung des Angebots an seniorenfreundlichen Produkten, die Neugestaltung intelligenter Geräte und Internetanwendungen sowie die Verbesserung der Technologieausbildung auf. Es sei eine langfristige Aufgabe, die Entwicklung intelligenter Technologien mit dem Tempo der Alterung der Gesellschaft zu koordinieren, so Wang. Ende 2019 würden in China 254 Millionen Menschen im Alter von mindestens 60 Jahren leben, was 18,1 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmache.

Wang Tanling forderte gleichzeitig Anstrengungen zur Anpassung der technologischen Entwicklung an die Bedürfnisse der Senioren und zur Verbesserung traditioneller Dienstleistungen. „Dies erfordert die gemeinsamen Anstrengungen der gesamten Gesellschaft.“

Bis Ende 2022 sollen dem Plan zufolge die Qualität und der Komfort intelligenter Dienstleistungen für Senioren deutlich verbessert, Online- und Offline-Dienste besser koordiniert und langfristige Mechanismen zur Überbrückung der digitalen Kluft geschaffen werden.

Zur Startseite

Das könnte Sie auch interessieren