Auch in China sind Fehlernährung und Bewegungsmangel ein folgenschweres Problem. Auch der Anteil der Fettleibigen (Adipösen) bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist am steigen. Gerade bei dieser Bevölkerungsgruppe sind Gegenmaßnahmen wichtig und vielversprechend: Mit einem Programm zur Kontrolle der Fettleibigkeitsrate der chinesischen Nationalen Gesundheitskommission und von fünf weiteren Abteilungen soll die steigende Fettleibigkeitsrate bei Kindern eingedämmt werden. Das ambitionierte Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Rate der Adipösen um 70 Prozent sinkt und letztlich sogar auf Null reduziert wird.
Die steigende Adipositasrate ist derzeit eine große Gefahr für die Gesundheit der chinesischen Kinder. Einem Bericht der Peking-Universität und der Chinesischen Gesellschaft für Ernährung zufolge könnte die Zahl der übergewichtigen Kinder unter sieben Jahren in China bis zum Jahr 2030 6,64 Millionen und in der Gruppe der sieben bis 18-Jährigen 49,48 Millionen erreichen. Angesichts der Tatsache, dass 346 Millionen Menschen in China unter 18 Jahre alt sind, bedeutet dies, dass bis 2030 jedes sechste Kind bzw. jeder sechste Heranwachsende übergewichtig sein wird, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
„Das ist eine beunruhigende Statistik, denn adipöse Kinder haben ein höheres Risiko, an Diabetes und Bluthochdruck zu erkranken“, sagt Ma Xianghua, Direktor der Ernährungsabteilung des Renmin-Krankenhauses in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Dies führe oft auch zu endokrinen, Atemwegs- oder Herzkreislauf-Erkrankungen. Solche Kinder seien sogar mit hormonellen und anderen Störungen konfrontiert, die ihr Fortpflanzungssystem beeinträchtigen könnten. Derartige Gesundheitsprobleme würden als weitere Folge das Krankenversicherungssystem und den Gesundheitssektor des Landes immer stärker belasten und gleichzeitig zu einem Mangel an sanitären Einsatzkräften führen. Für den Einzelnen bedeute dies wiederrum enorme Behandlungskosten. „Wenn der Wachstumstrend von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter nicht wirksam eingedämmt wird, wird dies die körperliche Fitness der jungen Generation des ganzen Landes stark beeinträchtigen“, fügt Ma Xianghua hinzu.
Um ein solches Schreckensszenario zu verhindern, müssen Schulen, Eltern und Kinder hart arbeiten. Die Schulen müssen mehr Aktivitäten im Freien organisieren, damit die Kinder körperlich fit bleiben. Eltern sollten dafür sorgen, dass ihre Kinder mehr Gemüse und Obst essen, sich ausreichend bewegen und auf ihr Gewicht achten.
Der neulich veröffentlichte Plan der Gesundheitsbehörden gibt konkrete Ziele vor, wie die Zeit der Kinder für Bewegung gewährleistet werden kann: Die landesweiten Schulen müssen demnach sicherstellen, dass die Kinder Zeit für körperliche Betätigung auf dem Campus haben. Zudem sollen die nationalen Standards für Sportunterricht und Gesundheitslehrpläne strikt umgesetzt werden. Darüber hinaus dürfen Lehrerinnen und Lehrer den Unterricht weder verzögern noch zu früh unterrichten. Bei normalen Wetterbedingungen werden den Kindern in Kindergarten nicht weniger als zwei Stunden Bewegung im Freien pro Tag garantiert, darunter nicht weniger als eine Stunde körperliche Betätigung. In Grund- und Mittelschulen sollen die Schülerinnen und Schüler täglich mehr als eine Stunde in der Schule nutzen, um mäßig und intensiv Sport zu treiben. Außerdem soll ihnen mindestens drei Stunden hochintensive körperliche Betätigung pro Woche garantiert werden, heißt es in dem „Programm zur Prävention und Bekämpfung von Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen“.
Was die Kinder anbelangt, so muss ein größeres Bewusstsein für Fettleibigkeit und die Gründe dafür geschaffen werden, warum starkes Übergewicht gesundheitsschädlich ist, damit sie verstehen, wie wichtig es ist, ihre körperliche Gesundheit zu erhalten. Dazu sagte Ma Xianghua, Schulen und Eltern sollten in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle bei der Überwachung und Anleitung von Kindern und Jugendlichen spielen, um ihnen zu helfen, gesunde Essgewohnheiten zu etablieren. „Viele Eltern, insbesondere Großeltern in China, müssen verstehen, dass Fettleibigkeit und Stärke nicht identisch sind. Außerdem bedeuteten ‚Pummelchen‘ oder ‚Mops‘ aus der gesundheitlichen Perspektive weder süß noch niedlich“, so der Gesundheitsexperte.