Der Landkreis Jingxian befindet sich in einer bergigen Region in der ostchinesischen Provinz Anhui und gilt seit jeher als Heimat des traditionellen chinesischen Xuan-Papiers, das auch Reispapier genannt wird. Das Papier wird hauptsächlich für chinesische Kalligrafie und Tuschmalerei verwendet, da es besonders saugfähig ist und jedes Detail der Pinselführung genau festhält. Für Gelehrte im antiken China und mehreren ostasiatischen Ländern hatte das Xuan-Papier einen einzigartig hohen Stellenwert.
In der Kreisstadt Jingxian wurde unlängst ein Erlebnis- und Themenpark über Xuan-Papier errichtet. In der idyllischen Anlage findet man im Schatten großer Bäume nicht nur angenehmen Schatten zum Spielen, Wandern und Ausruhen, sondern auch zahlreiche kleine Werkstätte, in denen die Besucher Kalligraphie üben sowie selbst traditionelle Schreibpinsel und Xuan-Papier herstellen können.
Huang Yingfu, stellvertretender Präsident der China Xuan Paper Company Group, die den Themenpark fertiggestellt hat, sagt, man müsse die Anwendungsmöglichkeiten des traditionellen Xuan-Papiers erweitern, um das Kulturerbe von Generation zu Generation weiterzugeben. Als mögliche Einsatzbereiche nannte er die Herstellung von Briefmarken und spezieller Bekleidung sowie die Reparatur und Instandhaltung antiker Kulturgegenstände.
Die Herstellung von Xuan-Papier lässt sich in die Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) zurückverfolgen und hat damit eine Geschichte von fast 1.500 Jahren. Bei seiner Herstellung ist die Wahl der Rohstoffe entscheidend. Jeder der traditionellen Meister für Xuan-Papier hat in der Regel seine eigene Geheimformel, die sich im Herstellungsverfahren und der Auswahl der Rohstoffe unterscheidet. Das gesamte Herstellungsverfahren besteht aus 108 verschiedenen Schritten, daher ist die Produktionskapazität einzelner Werkstätte seit jeher niedrig. Im gesamten Landkreis Jingxian belief sich die Produktionsmenge im vergangenen Jahr auf lediglich 800 Tonnen.
Huang Yingfu sagt, bei der Produktion von Xuan-Papier dürfe man nicht nur an den traditionellen Herstellungsverfahren festhalten, man müsse darüber hinaus moderne Technologie einbringen. Bei der Trocknung könne man den Vorgang mithilfe eines Computers zum Beispiel weitaus optimaler kontrollieren, als der Mensch es könne. Außerdem könne die Einführung modernen Technologien bis zu einem gewissen Maße zu einer umweltfreundlicheren Produktion beitragen. „Wir sind zuversichtlich über die zukünftige Entwicklung von Xuan-Papier, die vor allem Nachhaltigkeit und hohe Qualität aufweisen soll“, so Huang weiter. Er verwies in diesem Zusammenhang auf weitere Erlebnisparks und den Ausbau der antiken Gemeinde Dingjiaqiao, die als Wiege des Xuan-Papiers gilt.
Zhou Zhaolin, der stellvertretende Vorsteher von Dingjiaqiao, erklärt: „Unsere Gemeinde hat eine lange historische Tradition, vor allem wenn es um das Xuan-Papier geht. Als Wiege des Xuan-Papiers arbeiten bei uns zurzeit mehr als 300 Firmen, die sich mit der Produktion des Papiers und traditioneller Schreibpinsel beschäftigen und den Kunden eine umfangreiche Produktpalette anbieten. Allein im vergangenen Jahr betrug der Umsatz der Produkte mehr als 200 Millionen Yuan RMB (25,6 Millionen Euro).“