Anji: Wie sieht der jahrtausendalte Beruf des Schmieds in China aus?

2020-11-10 08:00:00

Li Yinbing ist Besitzer einer Schmiede im Dorf Zhangcun im Kreis Anji, Provinz Zhejiang. Seit 1971 hat er diesen Beruf ausgeübt, also bereits 49 Jahre lang. Die von ihm geschmiedeten Hacken und Messer sehen nicht nur schön aus, sondern sie sind auch haltbar.

Li Yinbing hat dicke Arme und sieht in seinen 60ern immer noch kräftig aus. Bei einer Temperatur von über 1000 Grad fliegen die Funken in alle Richtungen, wenn er mit dem Hammer auf den Rohling schlägt. Dabei dreht er den Rohling ständig, um die von ihm gewünschte Form zu erreichen.

Das Schmiedehandwerk gilt traditionell als ein harter Beruf. Li Yinbing ist die vierte Generation in seiner Schmiedefamilie. Er lernte als Kind bei seinem Vater und Großvater das Handwerk und beherrschte schon als 17-Jähriger sämtliche Fertigkeiten in diesem Beruf.

In den 1980er Jahren hatte Li Yinbing seine eigene Schmiede eröffnet, wo landwirtschaftliche Werkzeuge wie Hacken und Messer geschmiedet wurden. „In den besten Jahren hatte ich zwei Lehrlinge und einen Gehilfen. Mit meiner kleinen Schmiedewerkstatt konnten mehrere Familien ernährt werden“, erzählt Li stolz.

In knapp einem halben Jahrhundert hat Li Yinbing nie weniger Material verwendet als notwendig war. Seriösität ist für ihn so wichtig wie Qualität. So mischt er auch kohlenstoffreichen Stahl mit Eisen, um die landwirtschaftlichen Werkzeuge haltbarer zu machen.

In den vergangenen Jahren hat Li Yinbing auch ein paar moderne Maschinen gekauft. Wenn er aber die glühenden Rohlinge im Ofen sieht, schwingt er automatisch seinen Hammer wieder. Denn für ihn ist das Schmieden nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Lebensart geworden.

Der 66-jährige Schmied hat sich seit Jahren Gedanken darüber gemacht, wie dieses traditionelle Handwerk fortgeführt werden kann. Bedauerlicherweise hat sein Sohn keine Lust, diesen harten Beruf auszuüben. Bei sinkender Nachfrage nach landwirtschaftlichen Werkzeugen ist der Beruf des Schmieds nun vom Aussterben bedroht. Ähnlich ist die Situation bei vielen anderen handwerklichen Berufen.  

Aufgrund des Nachwuchsmangels will Li Yinbing weiterhin in diesem Beruf arbeiten. Da Anji ein beliebtes Reiseziel ist, kommen bei Li auch viele Touristen vorbei.

Er nutzt diese Gelegenheit, um ihnen sein Handwerk zu zeigen. Dadurch hat er zahlreiche Bestellungen bekommen.

„Innovationen sind notwendig, wenn wir unsere Schmiedeprodukte beliebter machen wollen“, sagt Li. Er werde in Zukunft neue Materialien verwenden und seine Produktpalette erweitern. 

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