Im Jahr 1979 wurde in China die Familienplanungspolitik gestartet, der zufolge jedes Ehepaar nur ein Kind gebären durfte. Die ersten Einzelkinder dieser „Ein-Kind-Politik“ sind inzwischen über 40 Jahre alt und ihre Eltern sind seit Jahren in Rente.
Li Banghua, stellvertretender Leiter der Abteilung für Altenpflege des chinesischen Ministeriums für Zivile Angelegenheiten, sagt, die Zahl der Senioren in China werde in den kommenden fünf Jahren voraussichtlich 300 Millionen überschreiten. Wie man diese Personen gut betreuen könne, sei ein wichtiger Inhalt des 14. Fünfjahresplans für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Chinas.
In China machen Personen, die über 65 Jahre alt sind, aktuell 12,7 Prozent der Bevölkerung aus. Damit geht die chinesische Gesellschaft von einer leichten zu einer mittleren Alterung über. Statistiken zufolge hat Ende Oktober 2020 die Zahl der Senioren in Shanghai, die ihren 100. Geburtstag erlebt haben, erstmals 3.000 überschritten.
Die Lebensqualität der chinesischen Senioren lässt jedoch noch zu wünschen übrig. Angaben des chinesischen Staatlichen Amts für Gesundheit und Hygiene zufolge lag die Lebenserwartung der Chinesen im Jahr 2018 bei 77 Jahren. Allerdings waren sie nur bis 68,7 Jahre gesund und mussten durchschnittlich 8,3 Jahre lang mit Krankheiten leben.
Die Langlebigkeit der Bevölkerung stellt auch eine neue Herausforderung für das Angebot und die Verteilung von Sozialressourcen dar. Das medizinische Pro-Kopf-Angebot blieb in den vergangenen Jahren trotz des Baus zahlreicher neuer Krankenhäuser weiterhin mangelhaft. Gemäß internationalem Standard sollen pro 100.000 Einwohnern 50 medizinische Fachkräfte zur Verfügung stehen. In China liegt die Zahl der Mediziner aber lediglich bei 3,6.
Statistiken des chinesischen Seniorenkomitees zufolge sind 15,2 Prozent der Senioren Chinas pflegebedürftig. Derzeit werden 43,5 Prozent von ihren Ehepartnern betreut und 39,3 Prozent von ihren Kindern. Nur 1,1 Prozent nehmen professionellen Pflegedienst in Anspruch.
Von den über 60-jährigen Chinesen müssen 253 Millionen zwei Drittel ihres restlichen Lebens mit Krankheiten verbringen. Experten zufolge soll angesichts des mangelnden Angebots an Altenpflege die Verbindung der medizinischen Versorgung mit der Altenpflege gefördert werden. Früher standen Krankenhäuser im Mittelpunkt des medizinischen Versorgungssystems. In einer älter werdenden Gesellschaft stellen jedoch chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck sowie Atemwegs- und Geisteskrankheiten die größten Probleme dar. Patienten mit solchen chronischen Krankheiten müssen aber nicht unbedingt in Krankenhäusern betreut werden, sie sollten viel mehr in Wohnvierteln Pflege erhalten.
Die Bemühungen von Regierung und Unternehmen allein reichten aber nicht aus, um alte Menschen gesund zu halten, so die Experten weiter. Ältere Menschen sollten ermutigt werden, sich weniger auf das medizinische Angebot und Rehabilitationspflege zu verlassen und sich stattdessen mehr um ihre eigene Gesundheit zu kümmern, um auch an ihrem Lebensabend gesund zu bleiben.