Dorfbewohner im Süden Xinjiangs entkommen der Armut durch besondere Weinbauindustrie

2020-11-02 11:20:11

Traubengitter sind ein häufiger Anblick in ländlichen Gebieten im Süden der westchinesischen uigurischen autonomen Region Xinjiang. Diese Gitter unterstützen fragile und schwere Weinreben beim Wachsen und heben sie vom Boden ab, damit sie möglichst viel Sonne haben und die Luft um sie herum besser zirkulieren kann. Die Pflanzen in den Gitterkonstruktionen spenden den Menschen nicht nur kostbaren Schatten in der sengenden Sommerhitze, sondern tragen bald auch Früchte, die bekanntermaßen süß und saftig sind.

Ein dieser Weinanbau-Orte ist das Dorf Yujmilik im Landkreis Yutian am südlichen Rand von Taklimakan, der zweitgrößten Wanderwüste der Welt. Die Region eignet sich dank des reichlichen Sonnenscheins und der unberührten Schneeschmelze, die vom Kunlun-Gebirge herabfließt, für das Wachstum von Trauben.

Yujmilik blickt auf eine lange Geschichte des Weinanbaus zurück. Doch in der Vergangenheit führte die Süße der Frucht nicht zu Wohlstand für die Dorfbewohner. Im Jahr 2016 lebten 526 der 2.524 Dorfbewohner unterhalb der staatlichen Armutsgrenze – ein Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 2.300 Yuan (etwa 336 US-Dollar) pro Jahr. Eine wichtige Ursache für die hohe Armutsrate war der Mangel an alternativen Einkommensquellen.

„In einem schlechten Jahr konnte das Einkommen der Dorfbewohner dramatisch sinken und die Familien in finanzielle Schwierigkeiten bringen“, sagte Tian Jianhua, Leiter eines Arbeitsteams, das vom Landkreis Yutian nach Yujmilik geschickt wurde. Um das Problem anzugehen, wurden Anstrengungen unternommen, um die Einkommensquellen der Dorfbewohner zu diversifizieren. Seit vergangenem Jahr sind die Traubenblätter, die in der Vergangenheit als wertlos angesehen und als Viehfutter verwendet wurden, zu einer neuen Einkommensquelle geworden.

Die Blätter werden in Länder wie Chile exportiert, wo sie als Verpackung für klebrigen Reis verwendet und zu Konserven verarbeitet werden, sagte Zulfukar Nijat, der Parteisekretär des Dorfes. Die Bauern können für jedes Kilogramm Blätter, das sie verkaufen, fünf Yuan verdienen. Ein Hektar Land, das mit Weinreben bepflanzt ist, kann etwa sechs Tonnen Blätter produzieren.

Arzgu Abduhayni, eine Dorfbewohnerin in Yujmilik, sagte, die Pflücksaison für Traubenblätter dauere von Mai bis September. Ihre Familie baue auf 4.000 Quadratmetern Land Trauben an, und das Einkommen aus dem Verkauf von Trauben und Blättern habe im vergangenen Jahr mehr als 50.000 Yuan betragen. Nach Angaben der Regierung der Gemeinde Langan, die Yujmilik verwaltet, erreichte der Produktionswert der Traubenindustrie der Gemeinde im vergangenen Jahr 148 Millionen Yuan, wovon 24 Millionen Yuan aus dem Verkauf von Traubenblättern stammten.

Es wurden auch Anstrengungen unternommen, um die Wertschöpfung der Traubenindustrie zu steigern. Seit 2018 wird auf rund 33 Hektar Land versuchsweise eine neue Rebsorte namens „Centennial Seedless“ angebaut, also eine kernlose Sorte. Insgesamt verfügt das Dorf über 180 Hektar Land, das mit Trauben bepflanzt ist.

„Die neue Sorte kann, nachdem sie zu Rosinen getrocknet wurde, für 60 Yuan pro Kilogramm verkauft werden, im Vergleich zu 25 bis 40 Yuan pro Kilogramm bei einer traditionell angebauten Sorte wie unsere Concubine Fragrance Red“, sagte Tian. Es werde erwartet, dass die neue Sorte in den nächsten Jahren ihr volles Tragalter erreichen werde, fügte er hinzu.

Darüber hinaus wurden Landwirtschaftstechniker eingeladen, Landwirte zu schulen, um ihre Fähigkeiten im Traubenanbau zu verbessern, wie zum Beispiel das Beschneiden und Binden der Reben und die Verwendung von organischem Dünger, sagte Tian.

Das Dorf hat überdies weitere Maßnahmen ergriffen, um die Beschäftigung für verarmte Menschen anzukurbeln. So war beispielsweise die sechsköpfige Familie von Aykhan Aysan, zu der drei Kinder und eine ältere Person gehören, auf das Einkommen aus dem Anbau von Weintrauben auf 3.000 Quadratmeter Land angewiesen. Ihr Jahreseinkommen betrug früher weniger als 20.000 Yuan. Im vergangenen Jahr begann sie, für eine Agrartourismus-Attraktion im Dorf zu arbeiten, in der Touristen Trauben pflücken und die Freizeit des Landlebens genießen können. Durch ihre Arbeit dort verdient sie rund 2.000 Yuan im Monat. Aykhan sagte, dass sich dadurch das Einkommen ihrer Familie auf 43.600 Yuan mehr als verdoppelt hat.

Bislang haben 784 Dorfbewohner Arbeit gefunden, die mehrheitlich mit Hilfe der Regierung vermittelt wurde. Unter ihnen hätten 62 außerhalb der Präfektur Hotan Arbeit gefunden, sagte Tian. Dank aller Maßnahmen konnten alle armen Haushalte des Dorfes aus der Armut geholt werden. In den vergangenen zwölf Monaten erreichte das jährliche Durchschnittseinkommen der Bewohner mehr als 12.000 Yuan.

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