Nach einem Jahr Arbeit in Tianjin hat der Facharbeiter Zhang Fan im September den lokalen „Hukou“, also die Genehmigung für einen lokal gemeldeten ständigen Wohnsitz, erhalten. Zhang, der aus einem kleinen Dorf in der benachbarten Provinz Hebei kommt, ist nun offiziell ein Einwohner der nordchinesischen Hafenmetropole mit allen Vorteilen, die der Hukou mit sich bringt.
China hat im Verlauf des 13. Fünfjahresplans (2016-2020) die Einschränkungen bezüglich des städtischen Hukou-Systems für große und mittelgroße Städte gelockert. Davon haben mehr als 100 Millionen Wanderarbeiter, die bereits in den Städten wohnten, profitiert.
Der seit Jahren beschleunigte Urbanisierungsprozess liegt dem Generalsekretär des ZK der KP Chinas, Xi Jinping, am Herzen. Er betonte die Bedeutung, das Hukou-System zu reformieren, den öffentlichen Service in der Stadt und auf dem Land anzugleichen und bei der Urbanisierung die Umwelt und historische Relikte zu schützen, um das Glück und die Zufriedenheit der chinesischen Bevölkerung zu fördern.
Der Hukou ist ein entscheidendes Dokument, das die Einwohner berechtigt, Immobilien zu kaufen, ein Fahrzeug zuzulassen sowie medizinische Versorgung und öffentliche Bildung für ihre Kinder in Anspruch nehmen zu können.
Da die Städte immer größer wurden, sah sich die chinesische Regierung gezwungen, durch Reformmaßnahmen die Schwelle zum Erhalt eines Hukou in der Stadt herabzusetzen, um das städtische Leben von Wanderarbeitern zu erleichtern und rechtlich zu garantieren.
Im Verlauf des 13. Fünfjahresplans wurde das Hukou-System in mehreren Landesteilen in unterschiedlichem Maße gelockert. Im südchinesischen Autonomen Gebiet Guangxi wurden beispielsweise die Einschränkungen für ohne entsprechende permanente Aufenthaltsgenehmigung in Städten lebende Menschen aufgehoben. In der nordostchinesischen Provinz Jilin wurde Hochschulabsolventen und ehemaligen Armeeangehörigen, die aus ländlichen Regionen stammen, erlaubt, permanent in Städten zu leben.
Ein wichtiger Bestandteil der Reform des Hukou-Systems besteht darin, dass Menschen, die aus ländlichen Regionen kommen und bereits bis zu fünf Jahren in einer Stadt gelebt haben, als permanente Einwohner in der Stadt leben können.
Mehrere Experten gehen davon aus, dass die Reform des Hukou-Systems den chinesischen Urbanisierungsprozess im Verlauf des 13. Fünfjahresplans beträchtlich beschleunigt hat. Statistiken zufolge lebten Ende des vergangenen Jahres 60,6 Prozent der chinesischen Bevölkerung in bezirksfreien Städten und Kreisstädten. Das sind 4,5 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2015 vor dem Beginn des 13. Fünfjahresplans.
Auch für viele Dorfbewohner ist die beschleunigte Urbanisierung eine erfreuliche Nachricht, da im Verlauf des 13. Fünfjahresplans zahlreiche neue Straßen zwischen den Städten und den ländlichen Regionen gebaut wurden. Zwischen dem Dorf Shuanghu im Landkreis Kunshan in der Provinz Jiangsu und der Wirtschaftsmetropole Shanghai gab es zum Beispiel zuvor keine Straßenverbindung. Inzwischen ist dort eine neue Straße entstanden, auf der mittlerweile viel Verkehr herrscht. Tang Xuelin, Direktor des Dorfverwaltungskomitees von Shuanghu, sagt: „Seit der Inbetriebnahme der neuen Straße können wir die frischen Meeresfrüchte ganz schnell nach Shanghai transportieren. Das Einkommen der Dorfbewohner ist dadurch deutlich gestiegen.“
Auch das ehemals deutliche Gefälle zwischen der Stadt und dem Land in Bezug auf Bildung, Gesundheitsversorgung und sonstige öffentliche Dienstleistungen konnte mithilfe der Urbanisierung in großem Maße verringert werden.