Chinesische Umweltschutzexperten haben sich für eine flächendeckende Verwendung von bioabbaubarem Polyester ausgesprochen, um einen vom Staat eingeleiteten völligen Verzicht auf Kunststoffprodukte in der Gesellschaft zu realisieren. Im Zuge der Entwicklung der so genannten Kreislaufwirtschaft könnte die inländische Nachfrage nach PBAT, einem biologisch abbaubaren Polyester, die fünfzehn Millionen-Tonnen-Marke übertreffen, schätzen mehrere Branchenkenner.
Liu Xingyan, Firmenchef der Shengshi New Material Co., Ltd., eines in Chongqing ansässigen Unternehmens, sagte: „Das Plastikverbot hat vielen Unternehmen neue Geschäftschancen eröffnet.“ Zur Begründung seiner Aussage verwies Liu auf ein neues Projekt seines Unternehmens zur Produktion von PBAT mit einer Jahreskapazität von 240.000 Tonnen. Die Produktionsmenge werde die Lücke hinsichtlich des Einsatzes von bioabbaubarem Polyester in Südwestchina schließen und zugleich die Position des Unternehmens als weltweiter Marktführer garantieren, so der Firmenchef.
Um die Belastung der Umwelt zu reduzieren, ist es chinesischen Supermärkten seit Jahren untersagt, Plastiktüten gratis an ihre Kunden auszugeben. Im Juni des laufenden Jahres hat der Staatsrat eine Kampagne zum völligen Verzicht auf die Kunststoffprodukte eingeleitet. Die staatliche Entwicklungs- und Reformkommission verkündete dabei einen schrittweisen, „ehrgeizigen Plan“ zur Verringerung von Plastikmüll in den nächsten Jahren. Danach dürfen ab Ende dieses Jahres in großen Metropolen in Supermärkten und anderen Geschäften keine Plastiktüten mehr herausgegeben werden. Ende 2022 gilt das Verbot auch in kleineren Städten. Ende dieses Jahres werden auch Strohhalme aus Plastik landesweit verboten. Auch in Hotels sollen Einweg-Plastikprodukte verringert werden. Ab Ende 2022 dürfen Hotels, die mit Sternen ausgezeichnet sind, ihren Gästen nicht mehr Produkte wie Zahnbürsten oder Kämme anbieten. Vielmehr sollen sie über Automaten verkauft werden. Paketdienste in großen Städten wie Beijing, Shanghai oder in wirtschaftlich boomenden Provinzen wie Jiangsu, Zhejiang, Fujian oder Guangdong dürfen ab Ende 2022 auch keine Plastiktüten mehr als Verpackung benutzen. Auch wird Kurierdiensten der Einsatz gewebter Säcke aus Kunststoff untersagt. Zugleich sollen der Einsatz von bioabbaubaren Polyestern gefördert und die Methoden zur Aufbereitung von Plastikabfällen standardisiert werden.
Dennoch scheint der Kunststoff seit Anfang des Jahres ein Comeback zu erleben. Wegen der Corona-Krise bleiben die Menschen vermehrt zuhause. Dadurch gibt es mehr Hausmüll, vor allem Plastikmüll.
Chinesische Umweltschützer klagen zudem über eine zunehmende Zahl von Personen, die gebrauchte Schutzmasken einfach auf die Straße werfen. Auch der Umweltschutzverband WWF befürchtet, dass, auch wenn nur ein Prozent der Atemschutzmasken nicht regelkonform entsorgt werden sollten, rund 40 Tonnen zusätzlicher Plastikmüll entstehen würde.
Trotz der neuen Herausforderungen besteht die chinesische Regierung darauf, dass das Plastikverbot Ende 2025 landesweit gelten soll, heißt es in den Anweisungen auf der Webseite der Staatlichen Reform- und Entwicklungskommission.
Liu Hanlong, Generalsekretär des Industrieverbands für Kunststoffproduktion, sagte: „Nur die Massenproduktion und ein weitverbreiteter Einsatz von biologisch abbaubaren Polyestern können dem staatlichen Vorhaben gerecht werden.“
Statistischen Angaben zufolge haben bis Ende Juli des laufenden Jahres landesweit 36 Unternehmen die Produktion von PBAT eingeführt. Die gesamte Produktionskapazität könnte sich auf 44 Millionen Tonnen belaufen, hieß es.