Kürzlich wurden Chinas Top-10-Unternehmen der Unterhaltungselektronik bekanntgegeben: Huawei ist mit 1,1 Billionen Yuan RMB Chinas wertvollstes Unternehmen der Unterhaltungselektronik, Xiaomi steht mit 434 Milliarden auf Platz zwei. Gefolgt von VIVO und OPPO. Auf dem sechsten Platz liegt ein für die meisten Chinesen unbekanntes Unternehmen: der Handyhersteller Transsion.
Transsion wurde 2013 offiziell in China gegründet, aber sein Geschäft läuft schon lange in einem anderen Kontinent weit weg von Asien auf Hochtouren. 2006, als Nokia und Samsung noch den Handymarkt anführten, hatte Zhu Zhaojiang beschlossen, sein Glück in Afrika zu versuchen. Da hatte der 33-Jährige gerade bei dem chinesischen Handyhersteller Bird gekündigt, wo er von einem normalen Verkäufer bis zum stellvertretenden Geschäftsführer aufgestiegen war. Mit seinen Erfahrungen, die er bei Bird als Verantwortlicher für den Auslandsmarkt gesammelt hatte, kam Zhu zu dem Ergebnis, dass Handys in Afrika eine Zukunft haben. Ein Jahrzehnt später verkauft Transsion mit seinen drei Marken Tecno, itel und Infinix die meisten Handys in Afrika.
Transsions Erfolg in Afrika ist auf folgende Gründe zurückzuführen. Als erstens zählt natürlich der niedrige Preis. Das billigste Handy von Transsion kostet nur rund 15 Euro, und auch das teuerste ist noch viel billiger als die der Konkurrenten. Aber ein günstiger Preis allein reicht nicht, um sich es in die Riege der beliebtesten Marken der Afrikaner zu schaffen. Mit dem Slogan „Think Globally, Act Locally“ hat sich Zhu Zhaojiang von Anfang an entschieden, die Firma langfristig auf dem Kontinent zu entwickeln. „Wir waren uns zu Beginn der Etablierung des Unternehmens sehr klar, dass Transsion nicht auf schnelle Gewinne abzielt, sondern eine eigene Marke schaffen will und eine langfristige Entwicklung anstrebt.“
Das Ethos von Transsion wurzelt in einer Geschäftsstrategie, die als „Glokalisierung“ bezeichnet wird, das heißt, der Schaffung von Produkten, die sich universell verkaufen lassen, aber auf bestimmte Märkte oder Regionen zugeschnitten werden können. Im Falle der Smartphone-Herstellung wurde Transsion dafür gelobt, dass sie darauf achtet, welche Eigenschaften afrikanische Verbraucher in ihren Geräten wünschen.
Die meisten mobilitätsbewussten Afrikaner wissen, dass sie, um Netzgebühren zu vermeiden und die beste Konnektivität in Gebieten mit geringer Netzabdeckung zu erhalten, mehr als eine SIM-Karte benötigen - aber die meisten können sich nicht zwei verschiedene Telefone leisten. Transsion löste dieses Problem durch den Verkauf von Handys mit Dual-SIM-Port im Jahr 2008, zwei Jahre bevor Konkurrenten wie Nokia damit begannen. Heute verfügen einige Transsion-Handys sogar über eine Vier-SIM-Funktion.
Eine Besonderheit von Transsions Smartphones ist die Kamera, die für eine bessere Belichtung bei dunklerer Haut entwickelt worden ist. Transsion investierte viel in Forschung und Entwicklung für dieses Projekt, analysierte mehrere Millionen Fotos von dunkelhäutigen Afrikanern und untersuchte die Belichtungs- und Farbtemperatureinstellungen der lokalen Benutzer. Letztendlich hat es diese Vorlieben in das Design seiner eigenen Kamera einfließen lassen.
In Äthiopien war Tecno die erste große Telefonmarke des Landes, die eine Tastatur in Amharisch, der einheimischen Schrift des Landes, anbot. Dies erschloss einen völlig neuen Kundenstamm. Auch Suaheli- und Hausa-Tastaturen wurden den Transsion-Geräten hinzugefügt.
In den vergangenen Jahren sind andere chinesische Smartphone-Hersteller wie Huawei und Xiaomi auch in den afrikanischen Kontinent eingetreten. Mit zunehmender Konkurrenz hat Transsion auch schon begonnen, Märkte in anderen aufstrebenden Ländern und Regionen zu erschließen. 2019 hat Transsion weltweit 137 Millionen Mobiltelefone verkauft und besitzt laut Marktforscher IDC 8,1 Prozent der Weltmarktanteile. Mit seiner „kundenorientierten“ Formel dürfte das Unternehmen in Zukunft noch mehr Benutzer an sich gewinnen.