Im alten Sommerpalast Yuanmingyuan wurde am 18. Oktober an dessen Trauertag gedacht. Vor genau 160 Jahren wurde der prächtige kaiserliche Palast am nordwestlichen Vorort Beijings von Verbündeten Streitkräften der acht Mächte in Schutt und Asche gelegt. Unzählige Schätze wurden geplündert.
Am Sonntag, dem Gedenktag, sollte an diese traurige Geschichte erinnert und das Interesse für das Weltkulturerbe geweckt werden. Deshalb war der Eintritt frei. Der Park bot um dem besonderem Anlass gerecht zu werden, extra einen einzigartigen „Pass“ mit 51 klassischen Palast-Attraktionen an, der im Park oder online zu erwerben war. Bei den Geschäften in Nähe der jeweiligen Attraktionen konnten die Besucher ein Siegel bekommen. Wer alle Siegel gesammelt hatte, bekam noch einen speziellen Anstecker als Geschenk.
160 Jahre sind vergangen, nachdem der kaiserliche Palast von den Westmächten geplündert und niedergebrannt worden war. 1988 war der alte Sommerpalast in einen öffentlichen Park verwandelt worden, aber er blieb so, wie er war, als er zerstört worden war.
Während die Restaurierungsarbeiten fortgesetzt werden, meinen einige Experten und Wissenschaftler, dass der Yuanmingyuan-Palast ein Museum braucht, um kulturelle Gegenstände aufzubewahren und wertvolle historische Erinnerungen zu beherbergen. Die unzähligen geraubten Kulturdenkmäler sind in der ganzen Welt verstreut. Seit der Einrichtung des Verwaltungsbüros des alten Sommerpalastes im Jahr 1976 versuchen Experten und Wissenschaftler mit historischen und detektivischen Eifer herauszufinden, wo sich welche Relikte befinden. Und manchmal helfen ihnen Privatpersonen bei der Rückführung: Im September 2007 erwarb der Macaeoer Millionär Stanley Ho Hung-sun die Bronzestatue des Pferdekopfes, die aus dem Palast geraubt und in den Westen gebracht worden war, zum Preis von damals 69,1 Millionen Hongkong Dollar. Zwölf Jahre später schenkte er die Statue der Staatlichen Verwaltung für Kulturerbe als Geschenk zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China und zum 20. Jahrestag der Rückkehr Macaus ins Mutterland – mit der Hoffnung, dass sie dorthin zurückkehren würde, wo sie eigentlich hingehört – nämlich in den alten Sommerpalast.
Es war eine gute Nachricht, dass der nationale Schatz zurück nach Hause gekommen war. Aber es war nicht einfach, einen geeigneten Platz für sie zu finden. Diese etwas peinliche Situation veranlasste die Verwaltung des Parks dazu, ernsthaft über die Errichtung eines eigenen Museums für den Palast nachzudenken.
Zhang Bai, ehemaliger stellvertretender Direktor der Staatlichen Verwaltung für Kulturerbe, sagte jedoch, dass sich der alte Sommerpalast von anderen kulturellen Stätten insofern unterscheide, dass er einen historischen Schmerz trage. Eine der wichtigen Aufgaben eines möglichen Yuanmingyuan-Museums sollte es sein, das Publikum an diese schmerzhafte Geschichte zu erinnern, erklärte er.
Laut den CCTV News gab es unter Experten und Wissenschaftlern stets vor allem zwei unterschiedliche Meinungen: Manche sind dafür, den Palast wie jetzt als Ruine zu erhalten, um die Geschichte bildlich widerzuspiegeln. Andere sprechen sich jedoch für eine Wiederherstellung des Glanzes aus, den der Palast in seiner Blütezeit hatte.
Das Verwaltungsbüro des Parks hat sich bisher für keines der beiden Konzepte entschieden und ist anscheinend dabei, etwas Neues auszuprobieren: Beispielsweise sind die Tore des Gartens des ewigen Frühlings und des Gartens des eleganten Frühlings wieder aufgebaut worden. Seit 2019 wird auch das Palasttor, der größte und kunstvollste Eingang in den Komplex, ausgegraben und restauriert.