Die Bühne donnerte unter den Tanzschritten der Entertainer. Die Melodie, die auf der traditionellen Rohrflöte gespielt wurde, das buntes Licht der Inszenierung und die hoch über dem Boden gebauten Häuser im Miao-Stil (Diaojiaolou) überraschten und faszinierten die Zuschauer.
Im Dorf Mengwu im Minoritäten-Landkreis Rongshui des südchinesischen Autonomen Gebiets Guangxi gehören derartige Szenen seit Jahren zum Alltagsleben der Dorfbewohner, die zuvor in tiefer Armut lebten.
Der 49-jährige Pan Jiehui kann singen, tanzen und Rohrflöte spielen. Mit seinen Talenten konnte er sein Leben jedoch nicht wirtschaftlich verbessern. Seit Generationen musste sich seine Familie mit dem spärlichen Einkommen aus der Feldarbeit begnügen. Um seine ärmlichen Verhältnisse zu überwinden, musste Pan hin und wieder als Wanderarbeiter in die Kreisstadt gehen.
Erst vor ein paar Jahren hat das von der Miao-Minorität bewohnte Dorf begonnen, allmählich aus der Armut herauszukommen. Im Dorf gab es etliche leerstehende Häuser im Miao-Stil (Diaojiaolou), die traditionsgemäß aus Holz und hoch über dem Boden gebaut worden waren. Jedes dieser Häuser hat mehrere Holzsäulen als Unterstützung. Die Häuser haben in der Regel zwei bis vier Stockwerke. Das oberste Stockwerk dient zur Lagerung, die Menschen leben im mittleren und im untersten lebt das Geflügel. Im Jahr 2017 hat eine Reiseagentur einige nebeneinanderliegende Diaojiaolou gekauft und zu einem volkstümlichen Hotel umgebaut. In den darauf folgenden Jahren kamen weitere Kooperationen mit Reiseagenturen und Kulturunternehmen hinzu. Nunmehr betreibt das Dorf Mengwu ein kombiniertes Modell mit Hotels, Gastronomie, Tourismus und Unterhaltung.
Zudem hat die Kreisregierung eine Menge Geld in den Infrastrukturaufbau in der Region investiert, um armen Dörfern wie Mengwu bei der Entwicklung der Tourismusindustrie unter die Arme zu greifen. Dabei wurden Landstraßen neu- bzw. umgebaut. Die gesamte Region wurde inzwischen überdies flächendeckend mit Strom versorgt.
Innerhalb von drei Jahren hat sich die Situation im Dorf Mengwu gigantisch verändert. Aus einem armen Dorf wurde nunmehr eine beliebte touristische Attraktion mit regelmäßigen volkstümlichen Bühnenshows.
Trotz der touristischen Entwicklung sind Reisfelder in der Umgebung des Dorfes weiter erhalten geblieben. Pan Jiehui macht am Tage nach wie vor Feldarbeit. Am Abend treten er und andere Entertainer in traditionellen Miao-Trachten auf der Bühne auf, um die Touristen mit Gesang, Tanz und Rohrflöten zu unterhalten.
Pan Jiehui sagte: „ Die Zuschauer sind begeistert von unseren Shows. Mit jeder Aufführung kann ich 50 Yuan (sieben Euro) verdienen. In der Reisesaison müssen wir pro Nacht sogar zwei Shows machen.“
Offiziellen Angaben zufolge konnten seit 2017 im Landkreis Rongshui mehr als 30.000 arme Menschen durch die touristische Entwicklung aus der Armut herauskommen. Das machte 25 Prozent der von der Armut befreiten Bevölkerung des Landkreises aus, hieß es.