Wenn Landwirte und Hirten besondere Fähigkeiten mitbringen

2020-09-30 09:00:00

In Nyingchi im Autonomen Gebiet Tibet gibt es ein tibetisches Restaurant, das auch kantonesische Küche anbietet. Dahinter steckt ein Ausbildungskurs der lokalen Berufsfachschule, die den Landwirten und Hirten der Gegend zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnet.

Gebratener kantonesischer Reis und gebratene Phönixgarnelen... Diese Gerichte sind Spezialitäten des Küchenchefs Karma im tibetischen Restaurant Aruo. Aber Moment, ein tibetisches Restaurant, das kantonesisches Essen anbietet? Was ist denn da los?

Karma stammt aus dem Landkreis Zayul in der Stadt Nyingchi im Autonomen Gebiet Tibet. Im Juli dieses Jahres hat er eine Meisterausbildung für kantonesische Küche an der Berufsfachschule von Nyingchi absolviert. „Das gibt dem Restaurant noch etwas Besonderes!“, erklärt der 35-jährige dunkelhäutige Tibeter mit tragender Stimme.

In Nyingchi durchlaufen immer mehr Landwirte und Hirten wie Karma einen Berufswechsel durch eine fachliche Ausbildung und arbeiten nun als Bauarbeiter, Elektroschweißer, Pensionspersonal oder Haushälter. Es gibt immer mehr Wege, um das Einkommen zu steigern und reich zu werden.

Im August 2017 eröffnete Karma das Aruo in Nyingchi. Ende Juni dieses Jahres hörte Karma, dass die Berufsfachschule von Nyingchi einen kostenlosen Ausbildungskurs anbietet. Er meldete sich sofort an.

In der Vergangenheit gab es in Nyingchi und sogar dem ganzen Autonomen Gebiet Tibet keine hochqualitative Berufsfachschule. Dadurch herrschte ein Mangel an qualifiziertem Personal. Am 23. Juni 2020 wurde die Berufsfachschule von Nyingchi offiziell eröffnet. Sie wird direkt von der Provinz Guangdong unterstützt und nutzt herausragende Lehrkräfte aus Guangdong. Die Schule bietet 22 Fächer in fünf Kategorien und kann dem Ausbildungsbedarf von 400 Personen gleichzeitig gerecht werden.

Die Berufsfachschule von Nyingchi hält an einer Kombination von fachlichen und lokalen Merkmalen fest. Sie organisiert kurze berufliche Ausbildungskurse für beispielsweise kantonesische Meisterköche und Baggerfahrer. Insgesamt 751 Personen haben die Schule bisher besucht. Dem Schuldirektor Zhu Baijia zufolge wird die Schule in Zukunft noch weitere Fachrichtungen mit lokalen Merkmalen wie tibetischen Räucherstäbchen und Holzschnitzerei einrichten, damit die Verfahren der traditionellen Kunsthandwerke erneuert und standardisiert werden sowie viele Volksmeister ausgebildet werden können.

Seit Anfang dieses Jahres haben 3.478 Landwirte und Hirten in Nyingchi eine Ausbildung gemacht. Zhu Baijia sagt, während immer mehr Teilnehmer die Berufsfachschule besuchten, würden diese ehemaligen Landwirte und Hirten erfahren, dass sie neben dem Weiden und Sammeln von medizinischen Rohstoffen auch andere Fähigkeiten beherrschen und damit mehr Möglichkeiten im Leben erhalten könnten.

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