Kekeya befindet sich in der Kreisstadt Wensu im uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Das uigurische Wort Kekeya heißt auf Deutsch „Felswand“. Der 75jährige Imam Memet ist im Jahr 1987 zum Leiter der Waldverwaltung in Kekeya ernannt worden. Damals war er Dozent der Tarim-Universität und lehrte das Fach Obstanbau.
„Als ich das erste Jahr hier war, wurde mir eine Fläche voller Gräben übergeben, die ganz uneben war. Es gab harte Böden, Sandflächen und alkalische Böden. Ich hatte Angst davor. Ich hatte damals 33 Mitarbeiter. Ihre Hauptaufgabe war die Bewässerung. Von März bis zum 16. Juli wurden auf einer Fläche von 2.000 Mu Bäume gepflanzt. Alle zehn Tage wurden sie bewässert, also dreimal im Monat, um die Alkalien zu minimieren. Fünf oder sechs Tage nach der Bewässerung wurde die Erde aufgelockert, damit Luft reinkommen konnte. Eine Untersuchung im Juli ergab dann eine Überlebensrate der Bäume von 87,5 Prozent.“
Diese hohe Überlebensrate war damals eine sehr große Überraschung. Da das süduigurische Gebiet extrem trocken ist, konnte man dort sehr schwierig Pflanzen anbauen. Um diese schwierige Aufgabe meistern zu können, ging Memet selten nach Hause und schlief meist mit den Mitarbeitern zusammen direkt neben den Baumsetzlingen. Sein Sohn war auch dabei.
„Es mangelte an Arbeitskräften, deswegen habe ich meinen Sohn in Anspruch genommen. Seine Aufgabe war es, die Bewässerung zu überprüfen und Probleme zu entdecken. Dann sollte er mir einen Bericht vorlegen.“
Esker Imam war damals erst 16 Jahre alt. Nach dem Abitur wollte er eigentlich ein Soldat werden. Aber dieser Traum verblasste dann mit der Zeit.
„Mein Vater hat mich hergebracht, als ich 16 war. Ich wollte anfangs nicht, aber er sagte: ‚Meine Arbeit hier ist gut, warum also nicht?‘ Ich antwortete: ‚Ich möchte die Oberschule und dann die Universität besuchen oder Soldat werden.‘ Er sagte: ‚Du kannst hier auch wie ein Soldat abgehärtet werden und ein paar Jahre warten.‘ Doch auch später konnte ich nicht in den Militärdienst eintreten. Es mangelte damals hier an qualifizierten Fachkräften, die Hochchinesisch und Uigurisch konnten. Das Arbeiterteam bestand ja aus Uiguren und Han-Chinesen. Ich hatte gerade eine Schule der Han-Chinesen besucht und konnte beide Sprachen sprechen.“
Als Esker gefragt wurde, ob er bedaure, dass sich sein Wunschtraum nicht erfüllt habe, lächelte er und sagte:
„Anfangs schon. Ich war wütend und voller Bedauern und wollte gar nicht mit meinem Vater sprechen. Trotzdem arbeitete ich jeden Tag in Kekeya. Nach der Aufforstung sind hier überall Gaststätten und Obstgärten entstanden. Alle anderen beneiden das sehr und sagen nach einem Besuch: ‚Kekeya ist wirklich ein guter Ort.‘ Deswegen bin ich sehr stolz darauf, dass ich zur Aufforstung beigetragen habe. Ich bereue es nicht. Ich kenne fast alle Mitarbeiter in Kekeya und bin mit ihnen vertraut.“