Die Wangsan-Straße befindet sich im Stadtzentrum von Aksu im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang und ist eine berühmte Fußgängerstraße mit Gebäuden im uigurischen Baustil. Auf dieser Straße gehören die meisten Geschäfte Uiguren. Ganz in der Nähe liegt die Xinlong-Straße, auf der hauptsächlich Han-Chinesen Geschäfte betreiben. Da die Geschäfte der beiden Straßen sich sehr gut ergänzen, kam der lokalen Regierung vor drei Jahren auf die Idee, die Händler beider Straßen durch Partnerschaften miteinander zu verbinden.

Azigul Amat betreibt ein Restaurant für gefüllte Teigtaschen, Jiaozi. Ihre mit Lammfleisch gefüllten Jiaozi sind bei den Einwohnern von Aksu sehr beliebt. Die COVID-19-Pandemie hat ihr Geschäft aber schwer getroffen. Sie erklärt: „Da die Pandemie so plötzlich ausgebrochen ist, habe ich nicht genug Geld für so eine schwierige Zeit vorbereitet. Als Herr Yang davon erfuhr, gab er mir sofort Geld, damit mein Alltag nicht davon beeinflusst wird. Wir kennen uns seit zwei Jahren, aber für mich ist er nicht nur ein Partner sondern ein Familienmitglied. Ich habe das Gefühl, dass ich endlich einen jüngeren Bruder habe.“

Dieser „jüngere Bruder“ heißt Yang Fengcai und betreibt ein Hotel. Er ist in Xinjiang aufgewachsen und kann deshalb sehr gut Uigurisch. Er sagt: „Azigul lebt alleine mit zwei Töchtern. Sie führt ein anstrengendes Leben. Wegen COVID-19 verdiene ich auch viel weniger als vorher. Diese Partnerschaft verbindet uns wie eine Verwandtschaft. Für mich bedeutet das, sie ist ein Familienmitglied. Wenn sie Hilfe braucht, bin ich da. Uiguren und Han-Chinesen sehen vielleicht unterschiedlich aus, aber wir fühlen uns wirklich wie eine Familie.“

Im Alltag gibt es durch Tradition und Kultur große Unterschiede zwischen Uiguren und Han-Chinesen, aber mit der Zunahme der Geschäftspartnerschaften haben sich die Einwohner von Aksu inzwischen daran gewöhnt, sowohl uigurische Feste wie Kurban als auch traditionelle Han-Feste wie das Frühlingsfest zu feiern.