Wann mauserten sich die ersten Urvögel und gefiederten Dinosaurier? Dieses Rätsel wurde unlängst von chinesischen und israelischen Wissenschaftlern gemeinsam gelöst.
Laut einer Studie, die in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift “Current Biology” veröffentlicht wurde, mauserten sich die ersten Urvögel vor mindestens vor 70 Millionen Jahren fortlaufend. So blieb ihre Flugfähigkeit durch alle Jahreszeiten hindurch erhalten.
Wissenschaftlern zufolge sind Federn nicht nur zum Fliegen da, sie dienen überdies dazu, eine gleichbleibende Körpertemperatur der Vögel beizubehalten. Außerdem spielen sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Farben bei der visuellen Kommunikation mit anderen Vögeln eine unentbehrliche Rolle.
Wenn alte Federn sich abnutzten und ihre verschiedenartigen Funktionen nachlassen, müssen sich die Vögel mausern, erklärten die Forscher.
Frühere Studien hätten gezeigt, dass verschiedene bestehende Vogelarten ihre eigenen Mauser-Strategien besäßen, entweder fortlaufend oder nicht. Diese seien vor allem abhängig von ihrer Habitat-Auswahl und ihrer Flugfähigkeit, hieß es in einem Bericht der chinesischen Tageszeitung“ Science and Technology Daily“.
Bei der fortlaufenden Mauser wechseln die Vögel Wissenschaftlern zufolge ihre Federn schrittweise und symmetrisch zwischen ihren zwei Flügeln. Die Vorteile einer solchen geordneten und langsamen Mauser seien, dass die Flugfähigkeit der Vögel das ganze Jahr hindurch erhalten bleibe.
Bei der nicht fortlaufenden Mauser wechseln die Vögel hingegen ihre Federn auf einmal, was im Verlauf der Mauser-Periode zu einer Flugunfähigkeit der Vögel führen könne, so die Forscher.
Um die Mauser-Strategien der Urvögel zu erforschen, haben Forscher aus dem Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie der Chinesischen Akademie der Naturwissenschaften(IVPP) und aus der University of Haifa in Israel Daten über die Mauser von insgesamt 302 bestehenden Vogelarten gesammelt.
51 der untersuchten Vogelarten seien flugunfähige Vögel, also Laufvögel, 61 könnten im Verlauf der Mauser nicht fliegen, während weitere 190 flugfähige Vogelarten in der Lage seien, das ganze Jahr hindurch ihre Flugfähigkeit beizubehalten, teilten die Forscher mit.
Durch Vergleich mit den Daten der Stammesgeschichte verschiedener Vogelarten gehen die Forscher davon aus, dass die ersten uralten Vögel vor mindestens vor 70 Millionen Jahren mit der fortlaufenden Mauser begannen.
Chinesische und israelische Wissenschaftler haben überdies Fossilien verschiedenartiger gefiederten Dinosaurier aus der Sammlung der IVPP untersucht.
Dabei haben sie beim fossilen Exemplar eines Microraptors Beweise für fortlaufende (sequentielle) Mauser entdeckt. Beim Microraptor handelt es sich um eine Art von Dinosaurier, welche über vier Flügel verfügen und in der frühen Kreidezeit vor 120 Millionen Jahren auf der Erde lebten, so die Wissenschaftler.
Die Entdeckung bestätigte, dass Microraptor das ganze Jahr hindurch eine stabile Flugfähigkeit besitzen könnten, meinen die Wissenschaftler.
Gemäß der Darwinschen Theorie der Evolution durch natürliche Selektion gab es immer mehr Microraptor mit genetischen Anlagen zur fortlaufenden Mauser, weil sie länger überleben konnten und sich deshalb häufiger fortpflanzen konnten. Gelegentlich flugunfähige Vögel hätten hingegen während ihrer Mauser-Periode zum Beispiel nicht genügend ohne Fliegen leicht erreichbare Nahrungsmittel erlangen können, seien von Raubtieren auch stärker bedroht gewesen und hätten daher weniger Nachkommen zeugen können, so die Wissenschaftler.