Porzellanhäuser, komische Dialoge und Goubuli-Dampfbrötchen – daran denken Chinesen als erstes, wenn die Stadt Tianjin erwähnt wird. Doch die nordchinesische Hafenmetropole hat heutzutage noch viel mehr zu bieten, vor allem in den Bereichen intelligente Technologie und Realwirtschaft.

Deutlich spürbar ist diese Entwicklung im nördlichen Teil des Tianjiner Containerhafens, der inzwischen bereits vollständig automatisiert und umweltfreundlich gestaltet wurde. Trotz der unentwegten Be- und Entladung von Schiffen ist der Hafen nahezu menschenleer. Nur wenige Personen arbeiten in einem zentralen Kontrollraum und überwachen kontinuierlich die Ladeprozesse. Auch an anderer Stelle ersetzen Maschinen konsequent menschliche Augen und Hände: Anstelle der Hunderte von Arbeitern, die früher benötigt wurden, bewegen sich nun Dutzende führerlose Fahrzeuge über die Kais, um die Container von den Kranbrücken zum Lagerplatz zu transportieren. Das Aufstapeln vor Ort übernehmen ebenfalls Roboter.

Chen Tao, Vorstandsvorsitzender der Tianjin Port Pacific International Container Terminal Co., Ltd, sagt: „Alle Ladeprozesse können heutzutage auf unserem Hafen einfach per Mausklick oder Tastatur aus dem Kontrollraum ferngesteuert werden. Bei etlichen Verfahren ist sogar eine vollständige Automatisierung erreicht worden.“

EFY Tech ist einer der größten Drohnenhersteller Chinas. Er hat seinen Sitz in der Binhai Neuen Zone in Tianjin. Qi Juntong, Vorstandsvorsitzender von EFY Tech, erklärt: „Drohnen gelten zwar als Hightech-Produkte, ihre Popularisierung ist aber allgegenwärtig. Für sie gibt es viele Einsatzbereiche, von komplizierten und gefährlichen Aufgaben über kommerziellen Einsatz bis hin zu privaten Bild- und Videoaufnahmen.“ Qi zufolge ist das Unternehmen derzeit dabei, eine sogenannte Cluster-Steuerung zu entwickeln. Dabei handele es sich um eine Steuerung für verschiedenartige Formationsflüge mehrerer Drohnen, die „eine perfekte Verbindung zwischen Technologie und Kunst darstellen“, so der EFY Tech Vorstandsvorsitzende weiter.

Tianjin gilt als Wiege der neuzeitlichen Industrialisierung Chinas mit traditionellen Herstellungsbranchen. In der Hafenmetropole wurde zuletzt eine neue Ära der Künstlichen Intelligenz eingeleitet, wobei sich allmählich eine Industriekette für intelligente Produkte herausgebildet hat. Zu den Marktführern in diesem Bereich gehören beispielsweise EFY Tech und der Unterwasserfahrzeughersteller Deepinfar.

Dem jüngsten chinesischen Hightech-Branchenverzeichnis 2020 zufolge verfügt Tianjin derzeit über 26 Herstellungsbranchen für intelligente Produkte, die nicht nur auf Seehäfen und in Hightech-Firmen sondern auch im Alltag der Stadtbewohner Anwendung finden.

In einem Altenheim im Bezirk Nankai tragen zum Beispiel alle Einwohner ein intelligentes Gerät, das durch Satellitenpositionierung ermöglicht zu überwachen, wo sich jede einzelne Person in Echtzeit befindet. Das Gerät erfasst überdies Daten wie den Blutdruck und die Körpertemperatur seines Trägers.

In den Dörfern im Tianjiner Außenbezirk Xiqing können derzeit alle Bewohner mit dem Handy oder anderen elektronischen Geräten zahlreiche administrative Dienstleistungen beantragen, ohne ihr Zuhause verlassen zu müssen.

Tianjin ist eigenen Angaben zufolge durch den richtigen Einsatz von Technologie inzwischen zu einer intelligenten Stadt geworden, die in der Lage ist, ihre Bürger stärker einzubeziehen, ihren Arbeitern neue Möglichkeiten zu eröffnen und Abläufe zu optimieren.