Das Dorf Kaixiangong befindet sich in der Stadt Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Früher war es als das „Dorf Jiangcun“ bekannt. 1936 wurde das Dorf landesweit bekannt, als der chinesische Soziologe Fei Xiaotong das berühmte Buch „Das bäuerliche Leben in China: Eine Feldstudie über das Landleben im Jangtse-Tal“ veröffentlichte. Fei führte eine zweimonatige Untersuchung in Jiangcun durch und kam zur Schlussfolgerung, dass das Einkommen der Bauern alleine durch die Landwirtschaft nicht ausreichend gesteigert werden könne. Man müsse auch andere Branchen entwickeln.
84 Jahre sind seitdem vergangen. Das Dorf dient nun nicht nur als ein Fenster der chinesischen soziologischen Forschung, sondern es ist auch ein Beispiel für die umwälzende Entwicklung in den ländlichen Regionen Chinas.
Im Jahr 2019 erreichte das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen im Dorf 35.800 Yuan (etwa 4.385 Dollar), was weit über dem Durchschnittsniveau eines wohlhabenden Landes liegt. Wie der Dorfbewohner Yao Fuku weiter mitteilte, sei die Pro-Kopf-Wohnfläche im Dorf ebenfalls von fünf Quadratmeter 1978 auf die jetzigen 80 Quadratmeter erhöht worden.
Shen Bin, Sekretär des Parteikomitees der KP des Dorfes Kaixiangong, teilte mit, gegenwärtig seien Chemiefaser-Textilien, das Stricken von Wollpullovern und die Aquakultur zu den drei Säulenindustrien des Dorfes geworden. Sie hätten nicht nur das Beschäftigungsproblem gelöst, sondern auch viele Talente hierher gelockt.
„Als ich zum ersten Mal in das Dorf kam, waren die Lebensbedingungen der Bewohner noch sehr schlecht. Die Häuser waren in zwei Teile geteilt: Im hinteren Teil gab es ein Zimmer mit nur einem Bett und einer Fußstütze davor, und neben der Fußstütze befand sich die Toilette. Vorne befand sich der Küchenraum“, sagte Professor Liu Haoxing von der Shanghaier Fudan-Universität, der sich jetzt von den Dutzenden Villen im Dorf tief beeindruckt zeigt.
Die Verbesserung der Lebensbedingungen ist nur eines der vielen Beispiele für die Veränderungen, die im Dorf Kaixiangong stattgefunden haben. Im Jahr 2019 lag das kollektive Einkommen des Dorfes bei 3,2 Millionen Yuan (392.000 Euro), wobei jeder Haushalt im Durchschnitt 1,2 Privatwagen besaß.
Als Demonstrationsdorf für öffentliche kulturelle Dienstleistungen begann das Dorf Kaixiangong im Jahr 2010 mit dem Bau des Kulturparks Jiangcun Village, der 2018 ausgebaut und renoviert wurde. In ihm werden oft Kunqu-Opernvorstellungen aufgeführt.
Im Juli 2018 richtete das Dorf Kaixiangong den ersten Dorfbewohner-Rat auf Dorfebene im Distrikt Wujiang ein. Gut ausgebildete lokale Talente werden nach ihrem Studium von dem Rat angestellt, wodurch die Verwaltung der Dorfangelegenheiten modernisiert und verbessert wird.
Bei einem Spaziergang durch das Dorf Kaixiangong kann man bemerken, dass es vor jedem Haus verschiedene Mülltonnen zur Abfallsortierung gibt. Das ganze Dorf ist so sauber, dass auf den Straßen fast gar kein Müll zu finden ist.
Vor mehr als 80 Jahren hat Fei Xiaotong das Dorf 26 Mal besucht, wodurch die Welt durch dieses Fenster einen Einblick in die damals rückständigen chinesischen Dörfer gewann. Durch verschiedene Industriezweige das Leben der Bauern zu verbessern – der Wunsch von Professor Fei ist nach 86 Jahren Realität geworden.