Ein Projektor, Stapel von Filmrollen, eine Wand oder ein Stück Stoff. Das ist alles, was Zhu Qiang und sein Vater Zhu Shengrong für ihr „mobiles Kino“ im Dorf Maming in der ostchinesischen Provinz Zhejiang besitzen.
Da Open-Air-Veranstaltungen auf der Basis der regelmäßigen Präventions- und Kontrollmaßnahmen gegenüber COVID-19-Epidemie allmählich wieder zugelassen werden, haben der 33-jährige Filmvorführer und sein Vater beschlossen, die nächtlichen Filmvorführungen auf Dorfplätzen wieder aufzunehmen.
Als dritte und vierte Generation des örtlichen „mobilen Kinos“ übernahmen beide diese Aufgabe von ihren Vorgängern, dem 85-jährigen Wang Zhihua und seinem Lehrling Zhu Wenbing, die vor etwa 60 Jahren damit begonnen hatten, im Dorf Maming Filme vorzuführen.
„Am Anfang war es sehr schwierig, Filme im Dorf vorzuführen. Es gab nur ein Filmteam in jedem Kreis. Das heißt, dass jedes Team für Vorführungen in 20 bis 30 Dörfern verantwortlich sein musste“, sagte Wang Zhihua, der 1952 als einer der ersten lokalen Filmvorführer nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 seine Arbeit begann.
Wang kann sich noch gut daran erinnern, wie er sich mit Projektionsgeräten entlang der Wasserstraßen einschiffte, um den Bewohnern verschiedener Dörfer in der ganzen Region Filme vorzuführen.
„In einem Zeitalter ohne Fernsehen oder Radio weckte das Abspielen von Filmen bei der lokalen Bevölkerung zunächst eine gewisse Neugierde. Dann wurde das Anschauen von Filmen allmählich zu einer Notwendigkeit für die Dorfbewohner“, so Wang weiter.
1973 beschäftigte sich Wang Zhihua mit seinen ersten Ausbildungskursen für Projektionstechniken. Zhu Wenbing war einer seiner drei Schüler.
Laut Zhu waren Filmvorführungen in den 1970er und -80er Jahren Großveranstaltungen. Eine Woche im Voraus stellten Zhu und seine Kollegen zunächst ein schriftliches Plakat auf. Dann wurde der Film innerhalb von einem Monat dreimal abwechselnd in mehr als zehn Dörfern ausgestrahlt. Alle Dorfbewohner in der Nähe versammelten sich mit ihren Verwandten und Nachbarn, um sich die Filme anzuschauen.
Manchmal wurde Zhu in einer Nacht für Filmvorführungen an drei Standorten eingeteilt. Die dritte Aufführung fand oft erst nach Mitternacht statt. Trotzdem gab es noch Menschen, die gespannt auf den Film warteten.
In den Augen von Zhu Wenbing galten Filme neben dem Singen und Erzählen von Volksgeschichten im lokalen Dialekt als ein Fenster für die regionalen Dorfbewohner, um die Außenwelt kennen zu lernen.
Zhu Shengrong vor Filmvorführung
Im Jahr 1986 übernahm Zhu Shengrong den Staffelstab des „mobilen Kinos“. Seit Anfang der 1990er Jahre wurden in den ländlichen Gebieten Chinas immer mehr Kinos gebaut. Deshalb setzte sich Zhu Shengrong hauptsächlich dafür ein, für ältere Menschen und Kinder in abgelegenen Gebieten Filme abzuspielen.
Dafür bildete er ein Projektionsteam und installierte einen Projektor auf seinem Motorrad. Während der Filmvorführungen in verschiedenen Dörfern brachte er den Dorfbewohnern auch bei, wie man Klimaanlagen, Kühlschränke, Computer und andere moderne Haushaltsgeräte benutzt.
Obwohl es bei Filmabspielen nicht mehr nur um die Vorführung von Filmen ging, hielt Zhu Shengrong es auch für sinnvoll, den lokalen Dorfbewohnern Glück zu bringen und das kulturelle Leben in den ländlichen Regionen zu bereichern.
Zhu Qiang während Filmabspielen
Mit der Verbreitung von digitalen Filmen meinte Zhu Shengrong, dass die Filmvorführungen im Freien beendet werden sollten. Aber sein Sohn Zhu Qiang, der das Projektionsteam schon als Kind oft begleitet hatte, hofft jedoch darauf, die traditionelle Filmkultur auf dem Dorfplatz zu verbreiten und sie an künftige Generationen weiterzugeben.
Im Jahr 2016 richtete der junge Mann im Dorf Maming eine 300 Quadratmeter große Ausstellungshalle ein, in der er seine Sammlungen von fast 100 antiken Projektoren aus dem ganzen Land und einen Stapel von Zeitungsausschnitten zur Schau stellte, die die Entwicklung der Filmprojektion in Maming dokumentieren.