EDMD-Patient will sich nicht in sein Schicksal ergeben

2020-08-18 08:00:00

„Mein größtes Ziel für dieses Jahr ist es, einen Tauchschein zu erwerben, mein Ziel für das nächste Jahr ist die Zulassung zum Magisterstudium. Ich möchte Angewandte Psychologie studieren, um den EDMD-Patienten, die unter Depressionen leiden, zu helfen“, sagt Fang Jianze zu Journalisten.

Der im Rollstuhl sitzende junge Mann kann jetzt seinen Arm schon

nicht mehr heben. Um sich körperlich für das Tauchen fit zu halten, fährt er täglich fünf Kilometer auf einem Dreirad. „Für Radfahren und Tauchen nutze ich meine Muskeln, die noch verfügbar sind. Ich kann meinen Arm zwar nicht heben, für das Radfahren braucht man aber nur kräftige Handgelenke und kräftige Beine. So ist es auch beim Tauchen der Fall“, sagt Fang.   

„Meine gesamte Schulzeit war eigentlich sehr deprimierend“, erzählt Fang. Er konnte schon als Kind nicht gehen und war auf den Rollstuhl angewiesen. Sein Onkel brachte ihn jeden Tag mit dem Motorrad zur Schule, trug ihn ins Klassenzimmer und auch zur Toilette. „Ich fühle mich wie ein Haustierhund, der in Gefangenschaft gehalten wird. Ich hatte kein Selbstbestimmungsrecht und war nur auf die Hilfe von anderen angewiesen“, sagt Fang Jianze ziemlich bewegt.

2017 wurde Fang von dem Zhuhai Institut der Jilin-Universität aufgenommen. Das Institut hatte zuvor Erfahrungen mit körperbehinderten Studenten gemacht. Als Fang um einen Platz im Studentenwohnheim bat, wurde er aber abgelehnt. Denn früher wurden Studenten in Rollstuhl von ihren Eltern zum Institut gebracht und abgeholt. Es habe zuvor keinen Präzedenzfall gegeben, dass Studenten mit körperlichen Behinderungen im Studentenwohnheim wohnen, teilt das Institut mit. „Dann lass mich der Präzedenzfall werden“, sagt Fang Jianze. Fang hat die Institutsleitung überredet und wurde der erste Rollstuhl-Student im Studentenwohnheim.

Im ersten Studienjahr wurde Fang Jianze weiter von seinem Onkel betreut. Doch als Student wurde sein Wunsch nach einem unabhängigen Leben immer stärker. Um selbst auf die Toilette gehen zu können, hat er die Toilette barrierefrei umgestalten lassen. Es hat ihm ein halbes Jahr gekostet, um herauszufinden, wo es überall nicht barrierefreie Einrichtungen am Institut gibt. Er listete sie in einem Dokument auf und schlug der Institutsleitung die billigsten Lösungen vor. Das Institut hat seine Vorschläge angenommen und es wurden einige Einrichtungen barrierefrei umgestaltet.

„Das Institutsgelände ist nun zu fast 99 Prozent barrierefrei. Ich bin meinem Institut sehr dankbar, dass es mir gegenüber sehr tolerant ist. Und ich bin zuversichtlicher hinsichtlich meines Lebens, nachdem ich erfolgreich meine Rechte und Interessen verteidigt habe“, erklärt Fang.

Seit dem zweiten Studienjahr besteht Fang Jianze stets auf einem unabhängigen Leben. Er hat sich zudem dafür eingesetzt, den barrierefreien Umbau von mehr als zwanzig öffentlichen Einrichtungen in Guangzhou zu fördern.

„Das unabhängige Leben hat meine Sicht auf mich selbst geändert. Ich denke, dass ich die Fähigkeit habe, einige Herausforderungen zu meistern”, meint Fang Jianze. Der junge Mann scheint sich aus dem Käfig befreit zu haben und beginnt seitdem ein neues Leben.  

Er fing an, Extremsportarten auszuprobieren. Sein erster Versuch war das Fallschirmspringen. Im Sommer 2019 verbuchte er einen Erfolg in dieser Sportart. Aus 4000 Meter Höhe sprang er gemeinsam mit seinem Trainer herunter.

Das Fallschirmspringen war jedoch nicht das Ende der selbstgewählten Herausforderungen. Sein Wunsch für 2020 ist es, den Tauchschein für Behinderte zu erwerben. Dafür kontaktierte er ein Tauchzentrum in Guangzhou. Die Trainer meinen, Tauchen sei für jeden, der eine gesunde Herz-und Lungenfunktion und keine schwere und gefährliche Krankheit habe, geeignet, selbst für diejenigen, die keine Hände und Füsse hätten. Denn es gebe zurzeit Ausrüstungen und Methoden, die behinderten Menschen beim Tauchen hälfen. Das ermutigte Fang Jianze sehr.

Da er damals nicht über eine ausreichende Kondition für das Tauchen verfügte, fing er an, täglich zu trainieren. Ein Semester später war er körperlich fit genug, um die Anforderungen zu erfüllen. Im Mai dieses Jahres begann er dann, Tauchen zu lernen. Innerhalb von zwei Monaten hat er alle Schwimmbadkurse absolviert. Er ist zuversichtlich, den Tauchschein zu erwerben.

Auf die Frage, warum er solche Extremsportarten ausprobieren wollte, antwortet Fang, er wolle dadurch ein sinnvolles und glückliches Leben führen. 

Fang Jianzes nächstes Ziel ist das Magisterstudium für Angewandte Psychologie an der Guangzhou-Universität.

“Viele Menschen, die die gleiche Krankheit wie ich haben, leiden unter Depressionen. Ihnen möchte ich helfen und ein paar nützliche Dinge für die Gesellschaft tun”, sagt Fang.

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