Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungsniveaus landesweit äußerst ungleich verteilt. Welche Region bzw. Stadt auf dem chinesischen Festland ist fit für die nächsten Jahrzehnte? Das zeigt eine vom Finanznachrichtensender Yicai halbjährlich veröffentlichte Rangliste der Städte nach Bruttoinlandsprodukt (Kaufkraftbereinigt). An der Spitze der jüngsten Städte-Rangliste standen diesmal mehrere neue Namen, darunter Chongqing und Nanjing, die sich früher eher in der zweiten Reihe platziert hatten.
Die einwohnerreichste Regierungs-unmittelbare Stadt Chongqing befindet sich inmitten der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Dort ist das BIP in den ersten sechs Monaten des Jahres gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 0,8 Prozent auf 1,12 Billionen Yuan RMB (etwa 1300 Mrd. Euro) angestiegen und hat damit zum ersten Mal das Bruttoinlandsprodukt der südchinesischen Wirtschaftsmetropole Guangzhou übertroffen. Dadurch wurde Guangzhou als landesweit wirtschaftlich viertleistungsstärkste Stadt von Chongqing abgelöst, hieß es in demYicai-Bericht.
Wirtschaftsexperten führen die vergleichsweise bessere Konjunktur der Stadt Chongqing in erster Linie auf die schnelle Wiederaufnahme der dortigen Investitionsprojekte nach dem allmählichen Abebben der Corona-Pandemie zurück. Wieder belebt werden koonten überdies die Sektoren Import und Export, die Hightech- und Herstellungsbranchen sowie die Logistikwirtschaft.
Nach Angaben von Yi Xiaoguang, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts der Stadt Chongqing, ist die Automobilindustrie nach und nach eine tragende Säule der lokalen Wirtschaft geworden. Besonders erwähnenswert seien der erstaunlich gute Umsatz von Middle- und Highend-Modellen in den vergangenen beiden Monaten.
Im Vergleich dazu sei die Wirtschaft der südchinesischen Metropole Guangzhou weitaus von der Nachfrage aus dem ausländischen Markt abhängig, die zweifelsohne von der Corona-Krise härter getroffen worden sei, sagte Yi in einem Gespräch mit dem Finanznachrichtensender Yicai.
Auf der Städte-Rangliste, die im Juli vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, stand Nanjing, Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangsu, hinter Tianjin an elfter Stelle. Mit einem Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 661,24 Mrd. Yuan RMB (etwa 80 Mrd. Euro) in der ersten Jahreshälfte sei es Nanjing diesmal gelungen, Tianjin abzulösen und unter den „Top Ten“ zu rangieren. Tianjin erwirtschaftete in den ersten sechs Monaten 630,93 Mrd. Yuan RMB (etwa 76 Mrd. Euro).
Der Yicai-Bericht verwies überdies darauf, dass sich die BIP-Schere zwischen Chengdu im Südwesten und Suzhou im Osten zusehends verkleinert habe. Noch im vergangenen Jahr konnte Suzhou 220 Mrd. Yuan RMB mehr erwirtschaften als Chengdu. Die BIP-Kluft zwischen den beiden Städten wurde in den ersten Monaten des laufenden Jahres erstaunlicherweise auf 75,16 Mrd. Yuan RMB abgebaut, so der Bericht.
Zwar verlangsamte sich die Produktivitätszunahme aufgrund der mehrere Monate andauernden COVID-19-Pandemie, aber es gelang der ostchinesischen Wirtschaftsmetropole Shanghai, auch in den ersten sechs Monaten des Jahres einen Spitzenplatz zu belegen und zusammen mit Beijing die BIP-Rangliste der leistungsfähigsten chinesischen Städte anzuführen, so der Finanznachrichtensender Yicai.