Guizhous Entwicklung zum chinesischen „Big Data Valley“

2020-07-27 14:01:42

Die südwestchinesische Provinz Guizhou wurde aufgrund ihrer abgelegenen und isolierten Lage lange Zeit als unterentwickelt betrachtet. Der Aufbau eines wissenschaftlich-technologischen Standortes in der Region scheint daher eigentlich undenkbar. Die Provinz befindet sich dennoch schon seit einiger Zeit auf der Überholspur und hat sich, seitdem im Jahr 2015 die erste China International Big Data Industry Expo dort veranstaltet wurde, zum chinesischen „Big Data Valley“ entwickelt. Wirtschaftsexperten zufolge spielen gerade in der IT- und Softwareindustrie Cluster eine wesentliche Rolle, um eine starke und eigenständige IT-Branche aufzubauen. In dieser Hinsicht sehen sie in Guizhou ebenso große Chancen wie bei früheren Beispielen wie „Silicon Valley“ oder Bangalore.

Alles begann im Jahr 2013, zu einer Zeit, als alle anderen chinesischen Provinzen generell noch eine abwartende Haltung einnahmen. Guizhou war jedoch davon überzeugt, dass der richtige Zeitpunkt zur Umstellung auf eine Entwicklung der Big-Data-Branche gekommen war.

In der Provinz gab es auch potentielle Vorteile für eine Entwicklung der IT-Branche. In den 1960er-Jahren musste China aufgrund strategischer Überlegungen hinsichtlich einer gleichzeitigen Konfrontation mit den USA und der Sowjetunion zahlreiche Industriebranchen ins Landesinnere verlagern. Daher verfügt die südwestchinesische Provinz über eine vergleichsweise solide Grundlage für eine wissenschaftlich-technologische Entwicklung. Als Beispiel dafür nannte Xiao Jincheng, Präsident der Studiengesellschaft für die regionale Entwicklung von Wissenschaft und Technologie, die Clusterbildung von zahlreichen Wärme- und Wasserkraftwerken in der Region, die unmittelbar zu niedrigen Strompreisen führte.

Die lokale Regierung hat mittlerweile durch mehrere gezielte Maßnahmen günstige Voraussetzungen für die technologische Entwicklung geschaffen. Yu Chuan, Gründer und CEO der Hanks Intelligent Technology Co., Ltd, die sich auf die Entwicklung von Drohnen spezialisiert hat, sagte, die Stadtregierung von Guiyang habe eigens für seine Firma eine Startbahn für den Probeflug neuer Modelle freigegeben.

Zhang Jianping, Direktor der Abteilung für regionale Entwicklung beim chinesischen Handelsministerium, erklärte, Guizhou sei bereits vor mehreren Jahren vom chinesischen Staatsrat zu einer Pilotzone für die Entwicklung von Big Data erklärt worden. In einem entsprechenden Aktionsprogramm habe die chinesische Zentralregierung alle Landesteile dazu aufgerufen, die Schaffung eines Big-Data-Clusters in der südwestchinesischen Provinz zu unterstützen. „Die vom Staat geförderte Hightech-Entwicklung wird mit Sicherheit maßgeblich zum Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand in der Provinz Guizhou beitragen“, so Zhang.  

Die Provinzhauptstadt Guiyang wird seit Jahren ein immer stärker werdender Magnet im Wettbewerb um engagierte junge Fachkräfte. Zahlreiche Hochschulabsolventen kommen hierher, um ihre Berufschancen in der einst als chancenlos geltenden Stadt zu suchen.

Gleiches gilt auch für Investoren. Nachdem Guizhou im Februar 2016 zur ersten staatlichen Pilotzone für Big-Data-Entwicklung erklärt wurde, haben sich zahlreiche in- und ausländische Technologiekonzerne in Guiyang angesiedelt, darunter Apple, Microsoft, Alibaba, Huawei und Tencent.

Hanks-CEO Yu Chuan sagte, im Zuge der ausgereiften Entwicklung und Verbreitung von Technologien wie 5G, autonomes Fahren und dem Internet der Dinge könne die Position von Guiyang nach und nach der von „Silicon Valley“, Bangalore und Shenzhen gleichgestellt werden. Für viele nach einem Auslandsstudium heimgekehrte Chinesen wie ihn bestünden in der Provinz große Chancen. Mit ihren Fachkenntnissen könnten sie sicherlich zum Aufbau des chinesischen „Big Data Valley“ beitragen, so Yu.

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