In China ist es sehr auffällig, wie viele kleine Geschäfte sich derzeit verändern. Friseursalons starten eigene Livestream-Kanäle, in Mini-Märkten werden Konsumcoupons erlaubt und immer mehr von ihnen verkaufen Gemüse oder empfangen und versenden Pakete für Bewohner in der Nähe. Angesichts der COVID-19-Pandemie haben sich viele kleine Geschäfte durch eine digitale Umwandlung vor dem Ruin gerettet. Noch dazu machen sie das Leben vieler Menschen einfacher.
In einem Mini-Markt in Nanjing in der ostchinesischen Provinz Jiangsu werden neben Alltagsgütern auch Gemüse und Obst angeboten. Einwohner in der Nähe können durch eine App Bestellungen aufgeben und sie dann im Geschäft abholen, wann immer es ihnen passt. Frau Zhao hat um 21 Uhr eine Bestellung aufgegeben und holt sie am folgenden Tag ab. Die Besitzerin des Geschäfts erklärt, sie böten den Kunden verschiedene Dienstleistungen wie die Annahme und den Versand von Paketen, die Reinigung und Reparatur von elektronischen Haushaltsgeräten sowie Immobilien-Informationen. Die Bestellungen könnten binnen 30 Minuten abgewickelt werden. In diesem Jahr habe der Tages-Rekordumsatz des Geschäfts 20.000 Yuan RMB übertroffen. Durch digitale Methoden werde das Geschäft in Zukunft noch bessere Dienstleistungen anbieten.
Nicht nur die Dienstleistungen, auch die Lieferkanäle von kleinen Geschäften sind digital verbessert worden. In einem Computergeschäft in Beijing werden Computer, Drucker und Projektoren verkauft. Der Ladenbesitzer Mei Jianfeng bestellt seine Waren online. Die E-Commerce-Plattformen unterstützen sein Geschäft durch Big-Data-Informationen. Mei sagt, Big-Data-Analysen zufolge seien Drucker derzeit sehr gefragt, deshalb hätten sie eine große Menge gehamstert. Sie verkauften sich sehr gut.
Experten zufolge können E-Commerce-Plattformen durch ihre Stärke an Ressourcen und Marken kleinen Läden bei der Umwandlung helfen. Li Yongjian, Direktor des Forschungsbüros für Internetwirtschaft bei der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, sagt, die Zusammenarbeit zwischen kleinen Geschäften und E-Commerce-Plattformen könne die rückständigen Betriebsmethoden von kleinen Geschäften verändern. Die Plattformen seien für die Angebotskette, Logistik, Kunden und Waren zuständig. Die kleinen Geschäfte müssten sich nur um die Offline-Lieferung kümmern.
In den vergangenen Tagen musste Dong Hui, eine Mini-Markt-Besitzerin in Chongqing, vielen Kunden helfen, Konsumcoupons zu nutzen. Dong sagt, seit der Verteilung von Konsumcoupons Anfang Juli sei die Zahl ihrer Kunden ständig gestiegen. Die Coupons hätten ihren Umsatz um zehn Prozent gesteigert. In diesem Jahr habe sie neue Systeme für Lieferkanäle und digitale Zahlung eingeführt. Die täglichen Einnahmen ihres Marktes könnten dadurch bis zu 7.000 Yuan RMB erreichen.
Statistiken der Bezahl-App Alipay zufolge sind die wöchentlichen Einnahmen von 12,6 Millionen kleinen Geschäften landesweit im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Seit drei Monaten hätten außerdem Coupons den Umsatz kleiner Läden gefördert. Der Umsatz von Geschäften, die digitale Methoden benutzten, sei um 146 Prozent höher als der durchschnittliche Umsatz.
Die Regierung hilft kleinen Geschäften derzeit mit Begünstigungsmaßnahmen für Steuern, Kredite und digitale Umwandlung. Seit Juni haben auch viele E-Commerce-Plattformen Unterstützungspläne für kleine Geschäfte veröffentlicht. Kleine Geschäfte sind ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Wirtschaft. In ganz China gibt es aktuell über 83 Millionen registrierte kleine Geschäfte, die mehr als 200 Millionen Menschen beschäftigen. Ihre Wiederbelebung nach COVID-19 ist für die Stabilisierung der Beschäftigung und Sicherung des Lebensunterhalts von großer Bedeutung.