Chen Yanzhi geht in die 9. Klasse einer Beijinger Schule. Ende April dieses Jahres hat die 15-Jährige das Projekt „Tiere in unserer Nähe“ initiiert. Dabei werden in der Innenstadt und in Vororten von Beijing Infrarotkameras an typischen Tierwegen angebracht sowie an Bäume gebunden, um die vorbeikommenden Wildtiere aufzuzeichnen. Das Videomaterial zeigt, dass noch immer zahlreiche Wildtiere in Beijing leben. Chen hofft, dass mehr Menschen in der chinesischen Hauptstadt Wildtiere als ihre Nachbarn ansehen und als solche behandeln können.
In den Bergen gebe es viele Wildschweine und Rehe, so die Schülerin. Leopardkatzen hielten sich gerne an Gewässern auf und im Olympischen Waldpark seien besonders viele Elstern zu sehen. Zudem gebe es dort auch viele Wiesel und Igel.
Jedes Mal, wenn Chen Yanzhi die Kameradaten sammelt, hat sie den Eindruck, eine Blindbox zu öffnen. „Man weiß nie, welche magischen Tiere man auf der geöffneten Speicherkarte erwarten kann.“
Seit Ende Mai hat die 15-Jährige 14 Infrarotkameras in Wald- und Feuchtgebieten, Parks sowie an Bergen und Seen in und um Beijing installiert. Bislang wurden zwölf Tierarten, darunter Igel, Leopardkatzen, Wildschweine, gelbe Frettchen und Fasane sowie 13 Vogelarten aufgenommen.
Es ist natürlich nicht einfach für Chen Yanzhi, mitten in einer Metropole wie Beijing Tierspuren zu finden. Bei der Suche stellt sie sich jedes Mal vor, selber ein Tier zu sein. Egal ob ein sich langsam bewegender Igel, ein kluges und lebhaftes mongolisches Kaninchen oder ein blitzschnelles gelbes Frettchen, sie wählen in der Regel alle Wege, die bereits von anderen Tieren beschritten worden sind. Fußabdrücke, Ausscheidungen und Aktivitätsspuren tragen dazu bei, diese Tierwege zu lokalisieren.
Der 680 Hektar große Olympische Waldpark im Norden Beijings ist mit einer Begrünungsfläche von 95 Prozent ein Schnittpunkt für Mensch und Tier. Tagsüber zieht er viele Menschen an, die spazieren gehen, Fotos von den Lotosblumen machen oder einfach die schöne Landschaft genießen. Nachts ist der Park ein Paradies für Wildtiere. Igel, gelbe Frettchen sowie freilaufende Katzen und Hunde ziehen dann durch den Park. Chen Yanzhi sagt: „Innerhalb von drei Wochen sind hier achtmal gelbe Frettchen registriert worden. Wildtiere leben heimlich in unseren Städten und sind eng mit unserem Lebensraum verbunden.“
Drei der 14 Infrarotkameras, die dem Projektteam zur Verfügung stehen, wurden mit selbst beschaffenen Mitteln gekauft, neun weitere wurden von Tierschützern gespendet oder ausgeliehen, die übrigen zwei Kameras sind der finanziellen Unterstützung der inoffiziellen Umweltschutzorganisation „Shanshui Naturschutzzentrum“ zu verdanken.
Es ist sehr zeitaufwendig, die Kameras zu installieren und ihre Daten zu sammeln. Die Sortierung der Daten ist sogar noch aufwendiger. Chen Yanzhi erklärt jedoch, es sei die ganze Mühe wert, wenn die Wildtiere auf dem Bildschirm zu sehen seien.