In Pandemie-bedingten Sommerferien stecken Herausforderungen und Chancen

2020-07-17 14:25:37

Die COVID-19-Pandemie machen zahlreichen chinesischen Eltern schwer zu schaffen, insbesondere während der Sommerferien. Da alle Kinderzentren und Sommerlager aufgrund der Pandemie geschlossen sind, müssen die Kinder sechs Wochen lang zu Hause bleiben. Die „neue Realität“ bereitet vielen Eltern große Sorgen, vor allem wegen verschiedener Sicherheitsrisiken.

Die zwölfjährige Ningning sagte: „Seit Ausbruch der Epidemie bin ich schon seit fünf Monaten zu Hause. Ich kann es nicht mehr ertragen. Die Sommerferien bedeuten für uns nur, dass es keinen Online-Unterricht gibt. Papa und Mama haben mir gesagt, dass wir in den Ferien nicht vereisen können. Und sie haben auch keine Zeit, mich zu begleiten. Ich darf nur innerhalb unserer Wohnsiedlung spielen“.

Um nichts in der Welt konnte sich Ningnings Mutter vorstellen, wie ihre Tochter täglich acht Stunden lang ohne elterliche Betreuung alleine verbringen könne. Aber sie hat keine Alternative, da sie und ihr Mann beide berufstätig sind.

Li Heng, Direktor des Zentrums für Schutz von Kindern und Jugendlichen, sagte: „Kleine Kinder, oder Kinder, die zu ihrer elementaren eigenen Fürsorge unfähig sind, eignen sich nicht dafür, alleine zu Hause zu bleiben“. Nach seiner Auffassung sollen Eltern bei der häuslichen Erzeihung vor allem dem Sicherheitsaspekt mehr Rechnung tragen. Es gelte, das Risikobewusstsein der Kinder kontinuierlich zu schärfen, die Risiken und Gefahren zu identifizieren bzw. zu bewerten, so Li.

Kinder sollten lernen, in gefährlichen Situationen Notrufe auf allen möglichen Kanälen, wie etwa Telefon und Internet, zu senden, so Li Heng. Nach seinem Vorschlag können die Eltern die Nummern ihrer Handys, ihres Festnetz-Telefons an ihrer Arbeitsstelle und die Rufnummer der Polizei und der Wohnsiedlungs-Verwaltung an die Wand kleben. „Die diesjährigen Sommerferien sind für jede Familie etwas Ungewöhnliches. Dennoch müssen wir den Schwierigkeiten aktiv begegnen. Und ich bin davon überzeugt, dass viele Kinder dadurch enorme Fortschritte machen könnten“, sagte Li Heng.

Neben Sicherheitsrisiken könnten die diesjährigen pandemiebedingten Sommerferien Experten zufolge bei Kindern möglicherweise auch psychologische Schäden verursachen.

Zong Chunshan, Ehrenpräsident des Zentrums für psychologische Beratung von Kindern und Jugendlichen, geht davon aus, dass die Kinder sich während der ungewöhnlichen Sommerferien in erster Linie entspannen sollten. Sowohl Eltern als auch die Schule müssten ihrem psychologischen Zustand große Aufmerksamkeit schenken. Die ganze Gesellschaft solle sich darum bemühen, das Alltagsleben der Kinder zu bereichern und es mit geistigen Freuden zu erfüllen, erklärte der Psychologe.

Dem Aufruf folgten mittlerweile bereits zahlreiche Straßenkommunen und Wohnsiedlungen in der chinesischen Hauptstadt Beijing.

Anfang des Jahres wurde die Mülltrennung, die zuvor bereits in 46 chinesischen Städten praktiziert wurde, inzwischen auch in Beijing erprobt. Die vier farblich getrennten Mülltonnen findet man nun in mehreren Wohnvierteln der Stadt. Die Verwaltung der Straßenkommune Jiuxianqiao hat die Chance wahrgenommen und mehr als 30 Schülerinnen und Schüler, die während der Sommerferien allein zu Hause bleiben, eine sinnvolle Beschäftigung zu geben. Ihre Aufgabe besteht darin, recyclingfähige Abfälle zu sammeln und bei entsprechenden Lagern zu deponieren. Zulgeich übernahmen die kleinen Freiwilligen umfangreiche Informations- und Aufklärungsarbeit, um das Bewusstsein der Einwohner für die Abfallsortierung zu sensibilisieren.

Zum Beispiel der elfjährige Song Bo, der seit zehn Tagen auf der Straße für die Mülltrennung und Recycling wirbt. Seine Mutter freut sich über die Bemühungen der Straßenkommune und äußert ihre Hoffnung, dass die Gesellschaft mehr derartige Aktivitäten organisieren könne, damit die Kinder sinnvolle und spannende Ferienerlebnisse erfahren könnten.

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