Seismologe: Nach 44 Jahren immer noch Nachbeben der verheerenden Katatrophe in Tangshan

2020-07-14 14:15:28


Am Sonntagvormittag hat ein Erdbeben der Stärke 5,1 auf der Richterskala die Stadt Tangshan in der nordchinesischen Provinz Hebei erschüttert. Meldungen über menschliche Opfer und Schäden gab es aber keine, berichtete die nationale Behörde für Krisenmanagement.

Offiziellen Angaben zufolge wurden nach dem Beben seismologische Experten und Rettungsteams ins Epizentrum, dem Bezirk Guye der Stadt Tangshan geschickt, der sich zwischen dem 39,78 Grad nördlicher Breite und dem 118,44 Grad östlicher Länge befindet.

Das Beben brach in einer Tiefe von zehn Kilometer aus und das Epizentrum liegt 170 Kilometer südöstlich von Beijing entfernt und 130 Kilometer von der Hafenmetropole Tianjin.

Es gebe keinen Anlass zur Beunruhigung, da es sich dabei eher um die Fortsetzung eines normalen Prozesses der Energiefreisetzung in der ehemaligen Erdbebenzone handele, berichtete die Tageszeitung Beijing News unter Berufung auf einen chinesischen Seismologen.

Bei dem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,8, das sich am 28. Juli 1976 in Tangshan ereignete kamen mindestens 240.000 Menschen ums Leben, 160.000 weitere wurden verletzt.

“Im Vergleich dazu verursachte das Beben vom Sonntag kaum Schäden. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es in Tangshan in absehbarer Zukunft zu einem Erdbeben kommt, das stärker als Stärke 5 auf der Richterskala sein wird, ist äußerst gering ”, sagte der Seismologe Sun Shihong.

Angaben des Zentrums für seismologische Forschung zufolge handelte es sich beim Erdbeben vom Sonntag um das stärkste Beben, das sich in den vergangenen fünf Jahren in einem Umkreis von 200 Kilometer außerhalb des Epizentrum des Erdbebens vom Jahr 1976 ereignete. In den vergangenen fünf Jahren kam es in der Region zu insgesamt siebzehn Beben über Stärke 3 auf der Richterskala. Seit der verheerenden Katastrophe vom 1976 habe es bislang insgesamt 332 Nachbeben, die stärker als Stärke 4 auf der Richterskala waren, gegeben. So gehen die Seismologen davon aus, dass es sich bei der Erschütterung vom Sonntag ebenfalls um ein derartiges Nachbeben des großen Erdbebens von Tangshan vor 44 Jahren handele.

Nach Auffassung von Experten zählt das verheerende Beben vom 1976 zu den seltenen Erdbeben, die sich innerhalb einzelner tektonischer Platten entladen. Sie ereignen sich nicht unmittelbar von den Plattengrenzen und benötigen deshalb eine vergleichsweise längere Periode, ehe sie allmählich nachlassen. Unter der Erdkruste gebe es sowohl seitliche als auch vertikale Bewegungen. Das Gestein steigt und fällt unter dem Einfluss eines Umwältzungsprozesses, den man als Konvektion bezeichnet. Je weiter sich die Konvektion von den tektonischen Plattengrenzen entfernt befinde, desto länger dauere der Prozess. „Der Stundenzeiger einer Uhr bewegt sich sozusagen zehntausendmal schneller als das „fließende Gestein“ unter der Erdkruste“, sagte ein Seismologe.

Auch wenn die Wissenschaftler bislang noch nicht in der Lage sind, ein Erdbeben präzise vorherzusagen, gab es dennoch gewisse Forschritte in diesem Bereich. Beispielsweise wurde etwa 30 Sekunden vor dem Erdbeben vom Sonntag eine Warnung von einem Erdbebenfrühwarn-Netzwerk, dessen Zentrum im südwestchinessichen Provinz Sichuan angesiedelt ist, ausgegeben. Viele Menschen in der Beben-Region, darunter aus Beijing und Tianjin, haben auf ihrem Mobilfunkgerät die Warnung gelesen, berichtete der Nachrichtenportal Chinanews.com.

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