Die US-amerikanische Nachrichtenagentur AP hat vor kurzem in einem Artikel berichtet, dass die USA, Japan und Frankreich ihre Unternehmen dazu aufgefordert hätten, die Abhängigkeit von China zu minimieren. Obwohl die COVID-19-Pandemie den Handel aus der Bahn gebracht habe, wollten aber nur wenige Unternehmen die geschickten Arbeitskräfte und hocheffizienten Lieferanten in China aufgeben.
Die Pharmaindustrie versuche, Rohstoffproduktionsorte in den USA und Europa zu errichten, um ihre Abhängigkeit von China zu minimieren, so der Bericht weiter. Konsumelektrogeräte, medizinische Ausrüstung sowie andere Industrien hielten jedoch weiter an China fest.
Chinesische Fabriken stellen die meisten Smartphones, Konsumelektrogeräte, medizinische Ausrüstungen und Industrieroboter der Welt her. Ihr Anteil an anderen Hightech-Produkten steigt ebenfalls. China ist außerdem der Hauptlieferant von Rohstoffen für Vitamin C, Antibiotika und anderen Medikamenten. Die Häfen, Eisenbahnstrecken und Telekommunikationsnetzwerke, die die chinesische Regierung in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut hat, werden als weltweit beste Verkehrs- und Kommunikationsnetzwerke angesehen. How Jit Lim, Exekutivmanager der US-amerikanischen Beratungsfirma Alvarez & Marsal sagte: „China bietet allen Branchen immer noch eine unvergleichbare Lieferkette.“
US-Präsident Donald Trump hatte 2017 eine Rückkehr der Arbeitsplätze versprochen. 2018 wurden die Importzölle chinesischer Waren in die USA aufgrund des Technik- und Handelskampfes erhöht. Dies hat zur Verlegung der Produktionsorte einiger Unternehmen geführt, aber die Veränderungen waren gering. Viele Unternehmen wählten andere Entwicklungsländer. Jetzt stehen Unternehmen durch die COVID-19-Pandemie verstärkt unter politischem Druck.
Im Mai hat die US-Regierung einen zehnjährigen Vertrag in Höhe von 812 Millionen US-Dollar an das Pharmaunternehmen Phlow Corporation im Bundesstaat Virginia gegeben. Die Gründung des Unternehmens zielt darauf ab, durch die Produktion von aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (APIs) und generischen Medikamenten einen Mangel an Arzneimitteln zu vermeiden.
Um die Abhängigkeit von China zu minimieren, arbeitet auch das französische Pharmaunternehmen Sanofi derzeit an der Produktion von APIs. Eigenen Angaben zufolge will Sanofi bis 2022 der weltweit zweitgrößte Produzent werden und einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro erreichen. Indien und Indonesien haben ebenfalls die Erhöhung der API-Produktion angekündigt.
Die Ratingagentur Fitch erklärte jedoch, diese aus politischen Gründen geförderten Veränderungen würden die Produktionskosten steigern. Chinas Position als weltweiter Hauptlieferant könne in kurzer Zeit nicht verändert werden.
Viele Automobilhersteller und Produzenten von Waren mit hoher Wertschöpfung erhöhen derzeit ihre Investitionen in China. Seit der Wiederaufnahme der Produktion im Mai kündigte Volkswagen an, zwei Milliarden Euro auszugeben, um die Kontrollbeteiligung an seinem Joint-Venture für Elektrofahrzeuge in China zu erwerben. Außerdem will VW die Kontrollbeteiligung an einem Batterieproduzenten erwerben.
Charles M. Hubbs, Gründer des Unternehmens Premier Guard, das medizinische Ausrüstung wie Schutzkleidung und Atemschutzmasken in China herstellt, sagte, er bereite sich darauf vor, seine Atemschutzmaskenproduktion ins US-Bundesland Mississippi zurückzuverlegen, um mögliche Transportprobleme zu vermeiden. Nach dem Ende der Pandemie und mit einer Normalisierung der Preise werde diese Methode aber nicht mehr möglich sein. „Man kann es sich jetzt leisten, für zwölf US-Dollar Schutzkleidung zu kaufen“, sagte Hubbs, der seit 1980 in China arbeitet. „Nach dem Ende der Epidemie muss man die Preise auf drei oder vier US-Dollar senken.“
Politiker aus den USA und anderen Ländern diskutieren derzeit über Maßnahmen wie Steuersenkungen und Subventionen, um die Unternehmen in ihre Heimat zurück zu locken. Trump drohte mit Steuererhöhungen für US-Unternehmen, die ihre Standorte von China aus nicht in die USA zurückverlegen. Lim von Alvarez & Marsal sagte jedoch, auch wenn Maßnahmen wie Steuersenkungen oder Subventionen durchgeführt würden, seien die Unternehmen mit Kostenerhöhungen konfrontiert, die durch die Einrichtung von Fabriken in fremden Orten, die Ausbildung von neuen Arbeitskräften, die Suche nach Lieferanten und den möglichen Abbruch der Beziehungen zu Kunden verursacht würden. „Bei den Veränderungen kann man nicht tun, was man will“, so Lim.