Die COVID-19-Pandemie wirkt sich seit Monaten ausnahmslos negativ auf alle wirtschaftlichen Branchen Chinas aus. Dabei zeigen sich die kritischen Folgen vor allem in den kleinen und Familienbetrieben. Dennoch ist es zahlreichen Kleingeschäften mittlerweile gelungen, durch Online-Livestreams, mobile Zahlungsmethoden und Kapitalanschaffung durch Kleinkredite erfolgreich ums Überleben zu kämpfen und teilweise sogar Gewinne zu erzielen.
Die Veränderungen zahlreicher Kleingeschäfte sind in jüngster Zeit vor allem unweit von Wohnsiedlungen in mehreren chinesischen Städten spürbar: Online-Livestream in Friseursalons, Gutscheine-Vergabe bei kleinen Restaurants und sogar bei Imbissständen und rechtzeitiger Versand von Obst und Gemüse. Zahlreiche Kleingeschäfte erleben derzeit eine schnelle Digitalisierung, die Wirtschaftsexperten zufolge Konsumenten preisgünstige und bequeme Dienstleistungen bietet und zugleich für die Selbstrettung der kleinen Unternehmen sorgt.
Statistischen Angaben zufolge bewerben sich seit Ende April pro Woche mehr als eine Million keine Firmen und Familienbetriebe beim Onlinehandels-Giganten Alibaba um den mobilen Bezahldienst Alipay. Zahlreiche Kleingeschäfte haben im Zuge des kontinuierlichen Abebbens der Epidemie wieder geöffnet und ihr Geschäftsmodell ganz oder teilweise digitalisiert. Mehr als zwölf Millionen Kleingeschäfte konnten eigenen Angaben zufolge inzwischen bereits einen Gewinn erzielen.
Pan Helin, Direktor des Forschungsinsistut für digitale Wirtschaft an der Zhongnan-Universität für Ökonomie und Rechtswissenschaften, sagte, die Kleingeschäfte arbeiteten in China vorwiegend in Dienstleistungsbranchen, die von der COVID-19-Pandemie besonders stark betroffen seien. Es sei daher eine realistische Option, mithilfe verschiedenartiger Online-Dienste ihre Geschäfte wieder aufzunehmen, zumal eine Digitalisierung der Geschäftsmodelle den Anforderungen der Kunden besser gerecht werde und zugleich den kleinen Firmen Effizienz und neue Entwicklungsräume bieten könne, so Pan.
Der Allchinessiche Verband für Industrielle und Kaufleute hat unlängst einen Bericht über die Lage der Kapitalsieirung der kleinen und mittelständischen Unternehmen veröffentlicht. Demzufolge konnten zahlreiche Kleingeschäfte dank der stufenweise wachsenden Kleinkredite, die von Online-Banken vergeben wurden, ihre finanzielle Schwierigkeiten überwinden.
Starke Unterstützung kam überdies von mehreren großen Online-Portalen, die jeweils konkrete Fördermaßnahmen für die Rettung der Kleingeschäfte erlassen haben, darunter die Bereicherung der Produkt-Quellen, die Daten-Hilfe, finanzielle Unterstützung und die Einführung mobiler Bezahldienste.
„Die führende Rolle der digitalen Wirtschaft bei der sozioökomonischen Entwicklung ist längst zu einem gesellschaftlichen Konsens geworden. Sie führt neue Wachstumspunkte ein und stimmt auch mit der staatlichen Innovationsstrategie überein“, sagte Pan Helin.
Nach seiner Auffassung stellen die Kleingeschäfte einen wichtigen Bestandteil der chinesischen Volkswirtschaft dar. Eine digitale Transformation zahlreicher Kleingeschäfte werde mit Sicherheit zur Vitalität und stärkeren Zähheit der Wirtschaft und schlussendlich zur gesamtwirtschftlichen Umstrukturiung beitragen. Kurzfristig werde sie das Pandemie-bedingte Beschäftigungsproblem in Angriff nehmen und somit die Wiederbelebung der Wirtschaft vorantreiben, so der Ökonom.
Mehrere Wirtschaftsexperten gehen mittlerweile davon aus, dass die Regierung weitere Fördermaßnahmen ergreifen solle, um Kleingeschäften bei der Bewältigung der Krise zu helfen. Dazu gehören unter anderem Steuervergünstigungen, direkte finanzielle Unterstützung und Stimulierung des Konsums in der Gesellschaft.