„Ich habe soeben Weizen auf einem 600 mu (40 Hektar) großen Ackerland geerntet. Die Menge an eingebrachter Ernte pro mu lag mit 550 Kilogramm (8,2 Tonnen pro Hektar) so hoch, dass man erneut mit einem guten Erntejahr rechnen kann“, sagt Han Xinbo, Landwirt in einem Vorort von Zhijiazhuang, der Hauptstadt der nordchinesischen Provinz Hebei.
Jüngsten Angaben des chinesischen Landwirtschaftsministeriums zufolge konnte bis Anfang Juni landesweit auf einer Gesamtfläche von 305 Millionen mu (20 Millionen Hektar) Winterweizen vorwiegend mit Maschinen geerntet werden. Angesichts der allgemein hohen Flächenerträge sprachen mehrere Agrarexperten auch von einer zweifellos guten Ernte für das laufende Jahr trotz der Monate andauernden COVID-19-Epidemie. Dies sei in erster Linie auf einen verstärkten Einsatz neuer landwirtschaftlicher Technologien zurückzuführen, so die Experten.
Lin Huaming, ein Landwirt in der zentralchinesischen Provinz Henan, sagt freudig: „Ich baue derzeit die neu verbesserte Weizensorte Xinmai 26 an. Ihr Ertrag pro mu beträgt mindestens 600 Kilogramm (neun Tonnen pro Hektar).“ Xinmai 26 ist Agrarwissenschaftlern zufolge eine auserlesene Weizensorte, die sich als besonders widerstandfähig gegen Dürre und Hitze erwiesen hat. Wegen ihres niedrigen Bedarf an künstlicher Bewässerung und hohen Flächenertrags sei sie inzwischen bei chinesischen Landwirten äußerst beliebt, so die Experten. Sie gehen davon aus, dass mehrere verbesserte Sorten allmählich die importierten hochwertigen Weizensorten ersetzen könnten.
Xiao Shihe, Chefwissenschaftler des staatlichen Labors für Anbautechnologien, sagt: „Die Technologie des Weizenanbaus in China hat sich mittlerweile dem Weltniveau angenähert. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gelang es chinesischen Wissenschaftlern, die Flächenerträge kontinuierlich mit einem historisch beispiellosen Tempo zu steigern. Seit 2003 sind die Flächenerträge um nahezu 43 Prozent gestiegen, was seit Jahren gute Ernten ermöglicht hat.“
Wang Lingli ist Managerin einer landwirtschaftlichen Genossenschaft in einem Vorort von Chengdu, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Die Genossenschaft ist für 3.850 mu (257 Hektar) Ackerland zuständig, auf denen Winterweizen angebaut wird. Wangs Aufgabe besteht darin, bis zur Ernte für einen qualitativ hochwertigen Anbau und Pflanzenschutz zu sorgen. Früher musste sie von Feld zu Feld laufen und den Anbauzustand an Ort und Stelle überprüfen. Jetzt hat eine Handy-App für intelligente Feldbewirtschaftung dies geändert. Sie kann jetzt einfach auf dem Smartphone die Beobachtungen aus der Ferne erfassen. Agrartechnikern zufolge braucht man nur einen Spaten und ein Smartphone und schon kann man mit der neuen App den Zustand eines großflächigen Ackers überprüfen und rechtzeitig Düngemittel oder Pestizide einsetzen.
Die digitalgestützte Bewirtschaftung setzt sich in Chinas ländlichen Regionen derzeit immer mehr durch. Landwirte können sich die modernsten Anbautechnologien direkt online aneignen und Lösungen für Probleme finden. Durch Computer-Präsentationen und Online-Livestreams hat das staatliche Labor für Anbautechnologien eigenen Angaben zufolge allein im vergangenen Jahr mehr als 70 Kurse organsiert.
Liao Xiyuan, Leiter der Ausbildungsabteilung des chinesischen Landwirtschaftsministeriums, teilte vor kurzem vor der Presse mit, dass China demnächst landesweit 100 technologiebasierte landwirtschaftliche Produktionszentren errichten werde, die als Vorbild für ertragsreichen und umweltfreundlichen Anbau dienen sollten.