Der Frühsommer ist eine der bezauberndsten Jahreszeiten, um den internationalen Basar Yudu in der Stadt Hotan im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang im Nordwesten Chinas zu besuchen. Denn während dieser Zeit ist der gesamte zentrale Platz des Basars von Rosenduft erfüllt.
Ein Teil des Basars verwandelt sich dann in einen Jahrmarkt für Rosen. Einheimische sitzen auf dem Boden und pflücken Rosenblütenblätter. Diese werden dann an Händler verkauft, welche aus den gehackten Blütenblättern und Zucker oder Honig Rosenpaste mischen, eine beliebte lokale Delikatesse.
Buzenap Tursongbuk gehört zu jenen Händlern und produziert und verkauft diese süße und duftende Paste auf dem Basar. Während einer Rosenblütensaison kann sie etwa 15.000 Yuan (etwa 2.097 US-Dollar) einnehmen. „Sie verkauft sich unter den Einheimischen schnell", sagt sie.
Der Basar in Hotan ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs der aufkeimenden Rosenindustrie. Die hiesige Blumen- und Geschäftswelt ragt bis über den Süden Xinjiangs hinaus, wo seit über 1.000 Jahren Rosen angepflanzt werden.
Das am Südrand der Taklamakan-Wüste gelegene Hotan weist ein sehr trockenes Klima auf, welches für traditionelle landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet ist. Mit seinen sandigen Böden, reichlicher Sonneneinstrahlung und enormen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht bietet dieser Ort jedoch günstige Bedingungen für Rosen. Die einheimische Rose ist eine Variante der Damaszener Rose, die entlang der alten Seidenstraße nach China gelangte.
Nur wenige Meilen vom Basar entfernt befindet sich ein weiteres berühmtes Rosenanbaugebiet. Die Firma Xinjiang Hotan Sun Desert Rose wurde 2004 gegründet und hat sich seither von einer kleinen Fabrik zu einem der größten Unternehmen für Rosenverarbeitung in Hotan entwickelt. Hier wird eine ganze Reihe von Rosenprodukten hergestellt, darunter Rosentee, Parfüm und ätherische Öle. Der Wert der Jahresproduktion beläuft sich auf über 30 Millionen Yuan.
„Rosen in Hotan wurden zuvor hauptsächlich lokal konsumiert, aber jetzt sind sie dank der Bemühungen zur Bekämpfung der Armut und der industriellen Entwicklung landesweit bekannt", erklärt der Generaldirektor des Unternehmens, Li Yuqing. Lokale Regierungen haben zusammen mit Unternehmen wie Sun Desert daran gearbeitet, Rosen zum Ausgangspunkt eines aufstrebenden Industriezweigs zu machen. Diese Rosenindustrie ermöglicht es den Bauern, ihr Einkommen zu steigern, indem sie sich am Anbau und der Verarbeitung von Rosen beteiligen. In der Präfektur Hotan werden jährlich auf 4.000 Hektar Rosen im Wert von über 300 Millionen Yuan angebaut, mittlerweile sind mehr als 10.000 Einheimische in diesem Sektor beschäftigt.
Die Rosenindustrie erweitert ihre Wertschöpfungskette zudem durch die Anreicherung ihres Produktportfolios und die Förderung des Tourismus in Hotan. Jedes Jahr finden beispielsweise Rosenfeste statt, auf denen sich Besucher im Rosenpflücken oder an der Herstellung von Rosenpaste versuchen können.
Da provinzübergreifende Reisen aufgrund des neuartigen Coronavirus nachlassen, greift Generaldirektor Li auf Online-Kurzvideo-Plattformen zurück, um die Hotan-Rosen bekannt zu machen und seine Produkte zu bewerben. So stellte er etwa Videoclips online, in denen der Herstellungsprozess des ätherischen Rosenöls gezeigt wird, und in einem Livestreaming trank Li vor laufender Kamera Rosenwasser, um zu zeigen, dass dieses keinerlei Zusätze enthält.
„Die Blüte der Hotan-Rosen dauert nur etwa einen Monat, aber ihr Ruhm und ihr Duft reichen weit darüber hinaus und können länger anhalten", sagte Li. „Vor uns liegt eine rosige Zukunft."