Fu Jinwei – Vom Fischer zum Umweltschützer

2020-06-11 08:00:00

Seit dem 1. Januar 2020 tritt ein Fischfangverbot an den wichtigen Gewässern im Einzugsgebiet des Jangtse schrittweise in Kraft. Viele Fischer müssen daher ihren alten Beruf aufgeben und ein neues Leben anfangen.

Fu Jinwei ist einer von ihnen. Er wurde vor zehn Jahren angestellt, um in einem von einem Damm umschlossenen Wasserreservoir am Dongting-See in der zentralchinesischen Provinz Hunan Fische zu fangen. Durch den Bau solcher künstlicher Dämme werden großflächige Feucht- und Seegebiete von Privatpersonen besetzt, die die dortigen natürlichen Ressourcen, wie die Fische, in Besitz nehmen.

Fu Jinwei erklärt: „Es ist eine wichtige Entscheidung zurAufrechterhaltung der Ökologie am Dongting-See, die Fischer an Land gehen zu lassen. Darauf habe ich lange gewartet.“ Er arbeitet jetzt als Bauarbeiter und verdient 200 Yuan RMB (25 Euro) am Tag.

Fu hat mit eigenen Augen gesehen, wie Zugvögel, die zur Futtersuche im Wasserreservoir gelandet waren,getötet und verkauft wurden. Er erzählt: „Weißt du, wie Vögel aussehen, wenn sie an einer Vergiftung sterben? Den Anblick werde ich nie vergessen.“

Es brach Fu Jinwei das Herz und er beschloss, zum Schutzgott der Zugvögel zu werden. Er nahm ein Teleskop und einen über zehn Kilogramm schweren Rucksack mit Werkzeugen, Instantnudeln, Kessel und mobilem Herd und ging jeden Tag mindestens 40 Kilometer. Wenn er hungrig war, kochte er sich Nudeln und nippte an einem kleinen Schluck Schnaps, um die Kälte zu vertreiben. Auf seinem Weg befreite er die in Drahtnetzen gefangenen Zugvögel und zeigte Fälle an, bei denen Fischen ein elektrischer Schlag versetzt wurde.

Als Umweltschützer denkt Fu Jinwei oft über das Verhältnis zwischen Fischern und Natur nach. Wegen der Verschlechterung der Ökologie verringern sich die Fischereiressourcen und illegale Fischerei nimmt zu. Das Ökosystem gerät in einen Teufelskreis. „Die Umwelt steht vor einer Sackgasse, wenn das so weitergeht. Naturschutz bedeutet also auch den Schutz unserer Kinder und Enkelkinder“, sagt Fu, der sich auch dafür einsetzt, andere Fischer zum Umweltschutz zu mobilisieren.

Li Wenliang lernte Fu Jinwei kennen, als er für seine Freunde Vögel verkaufte. Fu zeigte dem Fischer Videos, in denen Vögel vergiftet wurden. Die grausamen Bilder haben Li Wenliang ernüchtert. Er verkauft seitdem keine Vögel mehr und übernimmt freiwillig die Verantwortung für die Überwachung des 6.666 Hektar großen Sees am Übergang zwischen dem südlichen und dem östlichen Teil des Dongting-Sees.

2017 gründeten Fu Jinwei und andere gleichgesinnten Fischer ein Vogelschutzlager. Fu wurde zum Lagerleiter gewählt. Parallel zum Vogelschutz engagieren sich nun auch immer mehr Fischer für den Schutz von Elchen und Kuhfischen am Dongting-See.

Dieses Jahr haben die Fischer am Dongting-See den Job ihrer Vorfahren aufgegeben und ein neues Leben begonnen. Einige arbeiten nun als Wanderarbeiter in Großstädten, andere züchten Flusskrebse oder verdienen als Marktstandbesitzer ihren Lebensunterhalt. Wieder andere wollen sich Fu Jinwei anschließen und sich dem Umweltschutz widmen.

In seiner Freizeit steht Fu Jinwei gerne auf dem Hochwasserschutzdamm am Dongting-See. Er beobachtet den See und die Zugvögel, die am Himmel fliegen. „Mit mehr Vögeln kehrt die Vitalität des Dongting-Sees zurück“, so der Umweltschützer.


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