Das chinesische Satelliten-Navigationssystem Beidou kommt bereits auf der halben Welt zum Einsatz. Dies geht aus der derzeit in Beijing laufenden dritten Jahrestagung des dreizehnten Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinessichen Volkes (PKKCV), des obersten Beratungsorgans Chinas, hervor.
Yang Changfeng, Chefdesigner des Navigationssystems und zugleich PKKCV-Mitglied, teilte am Donnerstag unmittelbar vor der Eröffnung der Jahrestagung des Landeskomitees der PKKCV der Presse mit, dass das Beidou-System in absehbarer Zukunft jedem Nutzer „in jeder Ecke des Planteten“ Navigations- und Ortungsservice anbieten könne.
„Dieses Jahr wird die Fertigstellung des Beidou-Navigationsnetzwerks markieren. Der letzte Satellit des Systems ist mittlerweile schon in den Weltraumbahnhof Xichang transportiert worden. Die Vorbereitungen für den Start, der für den kommenden Monat geplant ist, sind zurzeit in vollem Gange“, sagte Yang Changfeng.
Genauso wie das Galileo-System der Europäischen Union und das russische GLONASS ist das Beidou-System eine GPS-Alternative. Bislang befinden sich insgesamt 54 Beidou-Navigationssatelliten im All, die auch schon miteinander vernetzt wurden. Mithilfe entsprechender Software kann die eigene Position auf der Erde bis auf den Zentimeter genau bestimmt werden. Bei fahrenden Objekten soll die Genauigkeit immerhin noch im Bereich von Dezimetern liegen. Damit arbeitet die chinesische Alternative deutlich genauer als die zivile Variante des GPS. Dies alleine dürfte aber nicht der Grund sein, weshalb sich China für den Aufbau eines eigenen Navigationssystems entschied. Vielmehr stecken dahinter Experten zufolge auch strategische Überlegungen. Denn das seit Jahren in China weithin verwendete GPS wird vom US-Militär betrieben. Die Vereinigten Staaten behalten sich deshalb vor, im Falle von militärischen Auseinandersetzungen und ähnlichen Konflikten die Nutzung zu beschränken.
Nach Angaben von Yang Changfeng wird das Beidou-System inzwischen bereits in zahlreichen öffentlichen Bereichen im In- und Ausland verwendet, darunter Verkehr und Transport, Landwirtschaft und Katastrophenvorbeugung bzw. -hilfe. So spielte das Ortungssystem beim Kampf gegen die COVID-19-Pandemie eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei der Standortauswahl der beiden bekannten Notkrankenhäuser Huoshenshan und Leishenshan, sagte der Chefdesigner des Systems.
Etwa 70 Prozent der in China registrierten Mobilfunkgeräte seien mit dem Beidou-System kompatibel und könnten daher von den relevanten Dienstleistungen profitieren, sagte Yang.
China hat im Jahr 1994 mit der Forschung und Entwicklung des eigenen Satelliten-Navigationssystems begonnen.
Sechs Jahre später startete die Volksrepublik die ersten zwei Beidou-Satelliten und bildete dadurch ein experimentelles System. Im Jahr 2003 und 2007 folgten zwei weitere experimentelle Satelliten, die sich an dem Probelauf beteiligten.
Ein bedeutender Durchbruch wurde erst zehn Jahre später erzielt. Im November 2017 hat China zwei neue Beidou-Navigationssatelliten in die Umlaufbahn geschickt. Die beiden zählten zu den serienmäßig hergestellten Satelliten dritter Generation des Beidou-Navigationssystems.