Die Stadt Chishui ist einer der zehn bekanntesten Herkunftsorte von Bambus in China und besitzt einen 88.000Hektar großen Bambuswald. 200.000 Menschen sind hier in der Bambusindustrie tätig. Inzwischen ist dort eine vollständige Industriekette entstanden, die aus Bambusanbau, Verarbeitung und Tourismus besteht. Die Kunst des Bambusflechtens gilt als ein immaterielles Kulturerbe der Provinz Guizhou.
Yang Changqin ist Fortführerin des immateriellen Kulturerbes auf Provinzebene. 2018 wurde sie zum ersten Mal zur Abgeordneten des Nationalen Volkskongresses (NVK) gewählt.
Zu den NVK-Tagungen in Beijing hat sie einen verzierten Wasserbecher aus Bambusflechtwerk mitgebracht. Das hat Bambusflechtkunst berühmt gemacht.
Yang Changqin meint, die Bambusflechtwerke der älteren Handwerker seien zwar exquisit, eine Fortführung dieser Kunstform sei aber wegen fehlender öffentlicher Anerkennung beeinträchtigt worden. Yang kam zu dem Entschluß, moderne innovative Ideen in die traditionelle Handwerkskunst zu integrieren. In den vergangenen zwei Jahren haben Yang Changqin und ihre Teammitglieder an Hochschulen und Universitäten studiert und Flechtkurse im Dorf gegeben, damit mehr Menschen sich für das Handwerk des Bambusflechtens entscheiden.
Dank der Integration moderner Designkonzepte sind dreidimensionale Flechtprodukte entwickelt worden, wie Becher, Teegeschirr, Taschen mit Bambusflecht-Verzierungen und Flechtschmuck aus Bambus.
Mit dem wachsenden Marktzugang beschäftigen sich immer mehr Menschen im Dorf mit dem Bambusflechten. Wang Congfang, eine Dorfbewohnerin, sagt „Ich fing vor drei Jahren an, bei Yang Changqin das Bambusflechten zu lernen und bin jetzt eine geübte Flechterin. Ich verdiene jeden Monat 4000 Yuan RMB. Aus verarmten Frauen sind heute Firmenangestellte geworden. Alle arbeiten deshalb mit großer Motivation.“
Yang Changqin hat ihre Firma „Handhalten“genannt, mit der Bereitschaft, dadurch mehr Frauen zum Wohlstand zu verhelfen. Das 100-köpfige Unternehmen hat über 1000 Arbeitsplätze geschaffen. Ein Großteil der armen Frauen hat davon profitiert. Mit geschickten Händen haben die Bambusflechterinnen die Fingerspitzentechnik in eine Fingerspitzenökonomie verwandelt. Der Firmenumsatz lag im vergangenen Jahr bei 12 Millionen Yuan RMB. Die Firma verfügt über mehr als 20 Marken und zwölf Patente.
Die kunsthandwerklichen Flechtprodukte verschiedenster Arten wie Taschen, Schmuck und Dekorationsartikel mit Bambusverzierung sowie Möbel aus Bambus finden landesweit Absatz und werden auch in die USA und nach Portugal exportiert.
Für Yang Changqin ist dieses Kunsthandwerk nicht nur ein immaterielles Kulturerbe, sondern auch ein wichtiges Mittel zur Armutsbekämpfung. Laut Yang Changqin ist Chishui die erste Stadt in Guizhou, die sich aus der Armut befreit hat. Wirtschaftsentwicklung spiele eine entscheidende Rolle bei der Konsolidierung der Ergebnisse der Armutsbekämpfung. Die Fortführung der Bambusflechtkunst sei eine effektive Ergänzung zu der lokalen Landwirtschaft und könne mehr Menschen zum Wohlstand verhelfen, so Yang.
Für die diesjährigen NVK-Tagungen will Yang Changqin einen Antrag über „Integration der Entwicklung traditioneller Industrien und der Wiederbelebung ländlicher Gebiete“ stellen. Yang sagt, wegen der großen Aufmerksamkeit des Staates für den Schutz traditioneller Kultur interessierten sich heute immer mehr junge Menschen für traditionelle Handwerkskunst. Angesichts des Ziels der Wiederbelebung ländlicher Gebiete habe die Fortführung des immateriellen Kulturerbes eine vielversprechende Zukunft. Yang hofft, dass die zuständigen Behörden entsprechende Maßnahmen ergreifen würden, damit das immaterielle Kulturerbe bei der Armutsbekämpfung und beim Aufbau ländlicher Gebiete eine noch größere Rolle spielen wird.