Suifenhe ist eine kleine Stadt in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang an der Grenze zu Russland, die Anfang April die Aufmerksamkeit der gesamten chinesischen Öffentlichkeit auf sich gezogen hat. Allein am 6. April wurden 20 aus Russland eingeschleppte COVID-19-Fälle in der Ortschaft gemeldet. Für die einst ruhige Stadt war die Kontrolle der Krankheit und Quarantäne der Infizierten eine riesige Herausforderung.
Fan Xiaojie betreibt ein Restaurant in Suifenhe, das seit knapp vier Monaten geschlossen ist. Sie hockte jeden Tag zu Hause und fragte sich: „Was kann ich in dieser beispiellosen Krise tun? Ich kann nicht in das Epizentrum Wuhan reisen. Was kann ich für die Leute hier tun?“
Im Februar fielen die Temperaturen in Suifenhe in der Nacht zum Teil auf unter Minus 20 Grad Celsius. Die freiwilligen Helfer an einigen Kontrollstationen standen ohne jeglichen Schutz im kalten Wind. Ihre Lippen rissen durch die Kälte auf und ihre Beine schwollen an. Fan erklärt, es sei nicht einfach, die Bürger zu schützen. Sie habe ihnen einfach etwas Wärme bringen wollen.
Doch wie? Die freiwilligen Helfer bekommen täglich Mahlzeiten geliefert. Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel haben sie auch genug. Nach Absprache mit den lokalen Verkehrspolizisten entschied sich Fan Xiaojie, Milchtees für die freiwilligen Helfer zuzubereiten.
Jeden Tag gegen sechs Uhr, wenn sich die Nacht auf die kleine Stadt senkt, fängt Fan in ihrem Restaurant mit der Zubereitung der Milchtees an. Um acht Uhr steigt sie in ihr Auto mit den warmen Tees und fährt zu den verschiedenen Kontrollstationen in der Stadt.
Um etwa zehn Uhr kommt sie zurück und holt die zweite Tee-Fuhre ab. Jeden Tag pendelt sie zwischen knapp 90 Kontrollstationen und bringt den freiwilligen Helfern 150 Tassen warme Tees gegen die kalte Nacht.
Die Entschlossenheit von Fan Xiaojie hat ihre Freundin Liu Jiajuan berührt. Liu hat sich Fan angeschlossen und begleitet sie jeden Abend. „Ich wollte anderen Menschen Wärme spenden, aber überraschungsweise habe ich selber auch Wärme geerntet“, sagt Liu.
Die aufgeschlossene und warmherzige Fan Xiaojie ist Krebspatientin. Vor zehn Jahren wurde sie aufgrund eines Mammakarzinoms operiert. Viele Menschen haben inzwischen von ihrer Geschichte gehört und wollen nach der Epidemie ihr Restaurant besuchen. Aber auf die Frage, wo ihr Restaurant liegt, antwortet Fan jedes Mal lächelnd: „Ich bin eine normale Bürgerin von Suifenhe und will nur etwas für meine Heimat tun.“