Ende letzten Jahres veröffentlichte der chinesische Internetkonzern Tencent einen Forschungsbericht über die Einkaufsgewohnheiten der chinesischen Post-2000-Generation. Das durchschnittliche monatliche Taschengeld der 30.000 Befragten in neun chinesischen Städten, meistens Mittelschüler, beträgt rund 61 Euro.
Der 14-jährige Xiaowen hat bereits mehr als 10 Paar Marken-Turnschuhe erstanden. Vor kurzem hat Xiaowen einen langen Artikel dazu mit fast 4.000 Wörtern auf seinem WeChat-Konto veröffentlicht.
Am Beispiel seiner hochpreisigen Turnschuhe im Wert von 2.779 Yuan, rund 362 Euro, zeigte er, wie ein gewöhnlicher Verbraucher in die Schuhfalle geriet. „Der Primärmarkt sind die offizielle Webseite und Geschäften für Turnschuhe, die wie ein 4S-Ladenmodell aus der Autobranche funktionieren. Der Sekundärmarkt besteht aus einigenKonsignationsplattformen und weiteren Turnschuhhändlern, die ähnlich operieren wie Autohändler, die Fahrzeuge in 4S-Geschäften kaufen, aber nicht von Herstellern kontrolliert werden. Aber es ist sehr schwierig, limitierte Turnschuhe im Primärmarkt zu kaufen. Normale Verbraucher müssen die Schuhe grundsätzlich zu höherem Preis auf dem Sekundärmarkt kaufen. Diese Vermittler machen dabei auf dem Turnschuhmarkt enorme Gewinne“, schrieb Xiaowen.
“Nachdem ich den Artikel meines Sohnes gelesen hatte, stellte ich fest, dass er nicht einfach dem Trend folgte, sondern eher einem Forschungsprojekt nachging”, sagte Xiaowens Mutter. Die Klassenkameraden von Xiaowen hätten ihn als „Schuh-Gott“ bezeichnet und viele holen sich Empfehlungen bei ihm ein, bevor sie den Schuhkauf antreten.
Viele Mittelschüler haben zu ihren Lieblingsthemen eingehende Forschung betrieben und werden von ihren Freunden verehrt. Xin Han ist beispielsweise Experte für spezielle Klebebänder, die für handgemachten Kalender verwendet werden. Er wird von seinen Klassenkameraden „Klebeband-Gott“ genannt. Ein anderes junges Mädchen ist mit verschiedenen Han-chinesischen Kleidern vertraut und kann Klassenkameraden beraten. Sie wird deshalb die „Kleidergöttin“genannt.
Im Vergleich zu ihren Eltern kümmert sich die Post-2000-Generation kaum für ausländische Marken. Sie haben keinen großen Fokus auf Waren aus Japan, Korea oder den USA. Sie bevorzugen Waren mit chinesischer Prägung. „Papa hat mir zu meinem Geburtstag immer gerne japanische oder deutsche Stifte geschenkt. Wenn ich selbst einkaufe, dann bevorzuge ich die lokale Marke Chenguang. Die bietet viel und sieht schick aus", sagte Xin Han.
Sun Hongyan, Direktorin des Instituts für Kinder und Jugendliche des China Youth Research Center, sagte, dass Kinder im Jugendalter psychisch zwiespältig sind, was ihren Konsum manchmal überraschend rational und manchmal extrem blind macht.
Die Mittelschülerin Xiaoya achtet beim Kauf von Kalender-Klebebändern sehr genau auf den Preis, ist dafür aber süchtig nach Blindboxes. „Manchmal bereue ich es, wenn ich die Blindbox öffne und keine guten Artikel darin finde. Allerdings vermisse ich weniger Tage später die Aufregung, die Blindbox zu öffnen", sagte Xiaoya.
Experten wiesen darauf hin, dass die Post-2000-Generation an ihrem Konsumverhalten arbeiten müsse. Doch die Eltern und Lehrer sollten dabei zunächst zurückhaltend und rational bleiben.