Die Coronavirus-Pandemie hat die Wirtschaft in Deutschland stark beeinträchtigt. In einem jüngsten Gespräch mit der China Media Group analysierte Michael Schumann, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA), die ökonomischen Auswirkungen der Lungenkrankheit COVID-19 und verwies in diesem Zusammenhang auf die gezielten Gegenmaßnahmen der Bundesregierung.
„Die deutsche Wirtschaft ist von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Man kann mit Fug und Recht sagen, unsere Wirtschaft steht vor der größten Herausforderung seit 1945. Deutschland ist sowohl unmittelbar, direkt getroffen, da der Lockdown über Wochen zu einem fast kompletten Erliegen zentraler wirtschaftlicher Aktivitäten geführt hat, als auch mittelbar, indirekt, da Deutschland als führende Exportnation natürlich auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Volkswirtschaften anderer Länder deutlich zu spüren bekommen wird“.
Nach Auffassung von Schumann leiden momentan besonders schwer die Branchen, die zunächst unmittelbar von den Einschränkungen betroffen wurden und deren Geschäftsgrundlagen dramatisch beschädigt worden sind, allen voran die Luftfahrt, der Tourismus, das Messe- und Ausstellungswesen, das in Deutschland eine besondere Bedeutung habe, die Hotellerie- und das Gastgewerbe, der Handel, usw. Aber auch die Grundpfeiler der deutschen Wirtschaft hätten gelitten, wie z.B. die Automobilindustrie, die durch Unterbrechung der Produktion, Störung der Lieferketten und Einbruch der Nachfrage gerade schwere Zeiten durchmache. Dennoch zeigt sich der BWA-Vorstandsvorsitzende zuversichtlich über die Krisenbeständigkeit der deutschen Wirtschaft:
„Allerdings: die deutsche Wirtschaft, und insbesondere der deutsche Mittelstand, haben schon schlimmere Krisen überstanden. Nach dem zweiten Weltkrieg lagen unser Land, unsere Städte und die meisten unserer Unternehmen in Trümmern. So schlimm ist es diesmal nicht. Die deutsche Gesellschaft ist zu großen Aufbauleistungen fähig, und ich bin zuversichtlich, dass wir die Herausforderungen, die vor uns liegen, bestehen werden. Es wird eine schwere Zeit, aber die deutsche Wirtschaft wird sie meistern“.
Schumann geht davon aus, dass die Hilfen, die die Bundesregierung bislang der deutschen Bevölkerung und deutschen Unternehmen in dieser Stunde der Not zukommen lassen habe, beispiellos seien in der Geschichte der Bundesrepublik. Die bisherigen Rettungsmaßnahmen bezeichnete er als unbürokratisch und schnell.
„Meiner Meinung nach hat die Bundesregierung, allen voran Frau Merkel, einen sehr besonnenen Weg im Krisenmanagement beschritten. Es ist nicht leicht, in einer solchen Situation Entscheidungen zu fällen, da man aufgrund der Natur der Pandemie die Auswirkungen erst Wochen später sieht. Doch eine Mischung aus Entschlossenheit und Augenmaß hat dazu geführt, dass Deutschland von Zuständen wie in vielen anderen Ländern bislang verschont geblieben ist. Das war der richtige Weg. Am meisten beindruckt hat mich in dieser Situation, dass in der Stunde der größten Bedrohung, sich unser förderales System in Deutschland bewährt hat, dass es große Einigkeit gab zwischen Bund und Ländern und auch über Parteigrenzen hinweg, bei dem, was getan werden musste. Und dass auch die Bevölkerung sehr diszipliniert die Linie der Regierung mitgetragen hat.“
Allerdings räumte der BWA-Vorstandsvorsitzende ein, dass es jetzt noch zu früh sei, die sämtlichen Auswirkungen des Coronavirus auf die deutsche Wirtschaft abzuschätzen. Schließlich befinde sich die Pandemie noch in ihrer Anfangsphase . Er sagte:
„Deutschland hat wie China vermutlich jetzt das Schlimmste überstanden, und unsere beiden Völker haben bislang sehr viel Glück gehabt, dass es den Regierungen gelungen ist, schwere Verläufe wie in anderen Ländern zu verhindern. Aber die deutsche Wirtschaft ist – wie die chinesische – eine Wirtschaft, die vor allem vom Export getragen wird. Wenn es der Welt auf lange Zeit schlecht geht, dann wird es auch uns in dieser Zeit nicht sehr viel besser gehen. Ich denke, wir müssen uns auf längere Zeiträume einstellen, und darauf, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie uns noch mehrere Jahre begleiten werden“.
Schumann unterstrich überdies die Notwendigkeit, dass die Welt gegenüber der Pandemie stärker zusammenrücken müsse. Man solle in diesem Zusammenhang auf die Wirtschaftssanktionen als Mittel politischer Auseinandersetzung verzichten:
„Die Geschichte hat gezeigt, dass die Wirtschaftssanktionen nicht wirksam sind. Aber jetzt gilt umso mehr, dass wir Sanktionen, die die wirtschaftliche Erholung behindern, aussetzen sollten, und zwar so schnell wie möglich.“