Die Grotten im Xumi-Berg stammen aus der späten nördlichen Wei-Dynastie vor mehr als 1500 Jahren und wurden in den darauffolgenden Jahren mehrfach ausgebaut. Es handelt sich um den größten Grottenkomplex in Ningxia. Natürliches und menschliches Einwirken haben die Wandmalereien schwer beschädigt, darum sind sie heute bedrohte Kulturrelikte.
Am 1. April dieses Jahres wurde das erste Restaurierungsprojekt für die Malereien gestartet. Es umfasst die Grotten Nr. 1, 48, 50 und 51, die zusammen eine Fläche von 185 Quadratmetern einnehmen. Die Gelder in Höhe von 2,2 Millionen Yuan RMB stammen aus einem speziell dafür eingerichteten Fonds.
„Es tat uns im Herzen weh, dass die Wandmalereien verrußt waren und
auch der Kopf und die Hände des Buddha sind unvollständig gewesen“, erinnert sich Wang Rongxi, Denkmalschützer und Leiter des Projekts. „Solche jahrtausendalten Denkmäler müssen mit allen Kräften gerettet werden“, meint er.
Einen Monat später sind schon die ersten Ergebnisse zu sehen. In der am schwersten beschädigten Grotte Nr. 48 sind die Muster an der Wand wieder deutlich sichtbar. Das frisch gereinigte Wandbild einer Lotusvase zeigt bereits wieder die Schönheit in der Einfachheit, obwohl die Farben der Vergangenheit noch nicht vollständig wiederhergestellt werden konnten.
„Schauen Sie sich diese Wand an. Für die Wandmalerei wurde Schlamm mit Klebereis gemischt, was sich später kristallisiert hat. Es scheint so hart wie Stahl und doch so geschmeidig wie Gold zu sein. Darum ist das Muster bis heute unverändert, obwohl der Sandstein in den Grotten pulverisiert und heruntergefallen ist“, sagt der 69-jährige Restaurator Wang Xiaosheng vor Journalisten, während er das Wandbild vorsichtig mit einem Wattestäbchen abwischt.
Die wertvollen Denkmäler sind leicht zerbrechlich. Deswegen wird bei der Restaurierung so wenig eingegriffen wie nötig. So werden beispielsweise die verschmutzte Oberfläche gereinigt und die beschädigten Farbschichten erneuert.
In fünf Restaurierungsschritten wird der Staub beseitigt, gereinigt, die Farben erneuert und versiegelt. Die Ausdauer der Restauratoren wird auf den Prüfstand gestellt.
Allein die Staubentfernung in der 10 Quadratmeter großen Grotte Nr.48 hat das siebenköpfige Team drei Tage Arbeit gekostet. Eine handtellergroße Oberfläche muss fünfmal mit in Alkohol und Aceton getauchten Wattestäbchen geputzt werden. Erst nachdem alles getrocknet ist kann der Reinigungsvorgang fortgesetzt werden.
„Ohne innere Ruhe ist das gar nicht möglicht“, meint Teamleiter Wang Rongxi. Er erinnert sich bis heute an seine erste Berufserfahrung im Fuxi-Tempel bei Tianshui, Provinz Gansu, vor 15 Jahren. „Ich habe Kulturrelikte studiert und war voller Zuversicht. Allerdings war ich schon am ersten Tag ziemlich frustriert. Denn ich hatte große Angst, Sekundärschäden zu verursachen, ohne die Denkmäler reparieren zu können. Der Lehrer sagte mir, dass ich die innere Angst überwinden müsse. So fing ich von vorne an und habe alles neu gelernt. Bislang habe ich Kulturdenkmäler an mehr als zehn Orten restauriert. Dieser Beruf hat meinen Charakter geprägt. “
Um sich besser auf ihre Arbeit zu konzentrieren unterhalten sich die Restauratoren nur über technische Fragen, ansonsten wird geschwiegen. Da es in den Grotten feucht und kalt ist, gehen sie alle zwei bis drei Stunden in die Sonne. „Die Arbeit scheint langweilig zu sein, ist in der Tat aber recht interessant. Denn wir führen auf diese Weise einen Dialog mit der Geschichte und unseren Vorfahren“, meint die 59-jähirge Zhu Yunxia. Sie ist eine der beiden Restauratorinnen im Team.
Zurzeit beschäftigen sich nur 1000 Menschen in China mit der Restaurierung von Kulturdenkmälern. Die meisten Fachkräfte sind schon sehr alt. „Meinem Enkel interessiert sich sehr für meine Erlebnisse bei der Restaurierung von Denkmälern. Ich habe ihm viele meiner Arbeiten gezeigt. Durch mich interessiert er sich für Geschichte. Ich hoffe, meine Technik an die nach 1990 und 2000 geborenen Generationen weitergeben zu können. Für die Restaurierung von Denkmälern sind Handwerkergeist, aber auch die Liebe und das Interesse von mehr jungen Menschen gefragt“, meint Wang Xiaosheng.