Geburtenrate 2019 schafft Rekordtief – Wollen Chinesen keine Kinder mehr?

2020-05-06 11:00:11

Am 10. Mai wird Xiao Ran ihren ersten Muttertag als Mutter feiern. „Ich bin wirklich glücklich, wenn mein Baby mich anlächelt. Aber zum Großteil ist es hart“, erklärt die 31-Jährige. Eigentlich wollte Xiao Ran nicht direkt ein Kind, als sie im vergangenen Jahr heiratete. Der finanzielle Druck, durch Kredite für ihre Eigentumswohnung in Shenzhen (Provinz Guangdong), war zu groß und sie wollte vorerst ohne Kind ein glückliches Leben führen. Dann wurde sie jedoch unerwartet schwanger.

Als die COVID-19-Epidemie ihre Spitze erreichte war Xiao Ran hochschwanger. Die Routineuntersuchungen im Krankenhaus wurden immer umständlicher. Am 9. März brachte sie nach zwölfstündigen Wehen dennoch ihre Tochter zur Welt. Vor der Nachgeburt traten jedoch medizinische Komplikationen auf und als Xiao Ran ihre Tochter ansah, begriff sie, wie schwer es ist, Mutter zu sein.

Viele junge Chinesinnen haben heutzutage Angst vor einem Baby. Statistiken des chinesischen Staatlichen Statistikamts zufolge wurden im Jahr 2019 14,65 Millionen Kinder geboren, eine Geburtenrate von 10,48 Promille, die niedrigste seit 1949. Yang Juhua, Professorin der Zentralen Nationalitäten-Universität, sagt, der Hauptgrund sei, dass die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 15 und 49 Jahren um etwa fünf Millionen zurückgegangen sei. Trotzdem macht Yang sich keine Sorgen. Ihrer Analyse zufolge machte die Zahl der Neugeborenen, die das zweite Kind der Familie sind, 57 Prozent aller 2019 geborenen Babys aus. „Das heißt, es ist relativ positiv, dass viele Familien ein zweites Kind haben wollen.“

In Bezug auf die Angst vor einem Baby oder die Angst vor der Ehe erklärt Yang Juhua, Studien zeigten, dass noch immer viele Chinesen Ehe traditionell sähen und ein Kind wollten. Was sich aber in gewissem Maße verändert habe, sei, dass das Heiratsalter gut ausgebildeter Frauen in Großstädten höher sei als in der Vergangenheit. Es liege in Beijing und Shanghai zum Beispiel bei über 30.

Liang Zi ist in den 1990er-Jahren geboren. Sie ist im vergangenen Jahr Mutter geworden. Nach ihrem Hochschulabschluss blieben sie und ihr Mann in Beijing. Obwohl sie nur in einer Mietwohnung leben, erklärt Liang Zi optimistisch, man müsse nicht unbedingt nach besten Bedingungen streben, wenn man ein Kind haben wolle. „Eine gesunde und harmonische Umgebung ist für ein Kind am wichtigsten.“

Seitdem Liang Zi ihren Sohn hat, sieht sie das Leben anders. Sie sei viel glücklicher als vorher, so die junge Mutter. Der größte Erfolg beim Aufziehen eines Kindes sei, dass es dank der Erziehung der Mutter allmählich zu einer selbständigen Person aufwachsen könne. „Mutter sein bedeutet nicht nur, immer etwas zu geben. Man sollte mit dem Kind zusammen wachsen.“

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